Buch: Lifelong Learning - Programmatik, Realität, Perspektiven

21.08.2010, Text: Bianca Friesenbichler, Redaktion/CONEDU
Die vorliegende Publikation befasst sich systematisch mit bildungspolitischen Proklamationen zum Lebenslangen Lernen sowie dessen Praxis und Realisierung.
Lifelong Learning (LLL) ist zu einem der meistgebrauchten Schlagworte der Gegenwart geworden. Die damit verbundene Forderung nach lebenslangem (Weiter-)Lernen ist gesellschaftlich weitgehend akzeptiert, praktisch im Bildungswesen aber kaum umgesetzt. Dies ist die Hauptbotschaft der 2010 im Waxmann Verlag erschienenen Publikation "Lifelong Learning. Programmatik, Realität, Perspektiven" von Detlef Kuhlenkamp.

Lifelong Learning: eine bildungspolitische Programmatik
Der Begriff Lifelong Learning wurde zuerst im angelsächsischen Raum verwendet und ist erst zu Beginn der siebziger Jahres des vergangenen Jahrhunderts in die deutsche bildungspolitische Diskussion gelangt. Seine Bedeutung und Begründungen für die dahinterstehenden Forderungen haben sich in diesen 40 Jahren stark verändert. Zunächst wurde LLL synomym mit Erwachsenenbildung bzw. Weiterbildung gebraucht - als gesellschaftliche Anforderung, sich nach der Erstausbildung ständig weiterzubilden. Seit den 1990er Jahren bezieht sich LLL auf das gesamte Bildungswesen, da in der Erstausbildung die Grundstrukturen für das Weiterlernen gelegt werden. Die Bewertungen des Lebenslangen Lernens schwanken zuwischen Zwang und Chance. Kuhlenkamp bringt an dieser Stelle sämtliche internationale und nationale (deutsche) LLL-Konzepte zusammen (z.B. von OECD, UNESCO, EU) und wertet sie aus.

Realitäten des lebenslangen Lernens
In einem nächsten Schritt beschreibt der Autor das deutsche Bildungssystem - von der frühkindlichen Bildung, über Schul-, Berufs- und Hochschulbildung bis zur Weiterbildung und stellt dabei eine große Diskrepanz zwischen den Forderungen von Lifelong Learning und der Realität fest. Er identifiziert in allen Bereichen des deutschen Bildungssystems sowie an den Übergängen zwischen diesen Bereichen entscheidende Mängel und Hindernisse, die dem lebenslangen Lernen im Sinne von lebensbegleitendem Lernen entgegenstehen. Diese Mängel und Hindernisse erscheinen vielfach auf die österreichische Situation und das österreichische Bildungssystem übertragbar.

Hoffnungen für die Verwirklichung lebenslangen Lernens
In der bildungspolitischen Diskussion um die Realisierung von LLL werden verschiedene Entwicklungen als Hoffnungen genannt. Diese beziehen sich vorwiegend auf Lernformen wie dem informellen und selbstorganisierten Lernen, auf Lernzugänge durch Kreditisierung und Zertifizierung, auf die Verbesserung der Bildungspraxis in Lerneinrichtungen durch Qualitätsmanagement, auf Prozesse der Internationalisierung sowie auf finanzielle Förderung. Diese Hoffnungen werden von Kuhlenkamp ausgeführt und kritisch reflektiert.

Entwicklungsperspektiven
Kuhlenkamp beschreibt in einem abschließenden Kapitel Entwicklungsperspektiven des lebenslangen Lernens. LLL könne nur dann zu einer realitätsnahen Forderung werden, wenn Lernen zumindest für die Mehrheit der Gesellschaftsmitglieder nach Abschluss ihrer Erstausbildung unter zumutbaren Bedingungen möglich und realisierbar ist, so der Autor. Fähigkeit und Bereitschaft zum lebenslangen Lernen müssen in der Erstausbildung begründet werden. Leistungsfähige und zugängliche Institutionen und Angebote der Erwachsenenbildung/Weiterbindung sind eine weitere Notwendigkeit.
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