CEDEFOP: Beschäftigung soll wissens- und kompetenzintensiver werden
Steigende Qualifikationsnachfrage
Die neu entstehenden Arbeitsplätze setzen ein höheres Wissens- und Kompetenzniveau voraus. Dies trifft vor allem auf die Bereiche der höheren Führungskräfte und hochqualifizierten ArbeitnehmerInnen im technischen Sektor zu. Bei den niedrigeren Qualifikationsniveaus dürften vermehrt Arbeitsplätze durch die Einführung neuer Technologien wegfallen. Diese Entwicklung birgt nach Ansicht des CEDEFOP die Gefahr einer Polarisierung der Beschäftigung in sich: Der Anteil der hochqualifizierten Arbeitsplätze am Arbeitsmarkt wird im nächsten Jahrzehnt von 29% auf 35% steigen, dem gegenüber steht ein Rückgang der Arbeitsplätze für Geringqualifizierte von 20% auf 15%. Der Anteil der mittelqualifizierten Arbeitsplätze wird nach Berechnungen des CEDEFOP stagnieren.
Arbeitsplätze in Mio (Quelle: CEDEFOP 2010, S. 2)
Beschäftigung im Dienstleistungssektor zunehmend
Der Dienstleistungssektor bzw. der tertiäre Wirtschaftssektor wird an Bedeutung gewinnen, denn Rezessionen haben eine Beschleunigung der sektorbezogenen Veränderungen zur Folge. Insbesondere der vermarktende Sektor wird, neben den Branchen Verkehr und Vertrieb, dazu gewinnen. Auch in den Bereichen Gesundheitsversorgung und Bildung wird ein Anstieg prognostiziert.
Qualifikationsniveau der EuropäerInnen
Das Qualifikationsniveau wird von demographischen Gegebenheiten und von den zurückliegenden politischen Entscheidungen des jeweiligen Landes beeinflusst. Im Allgemeinen lässt sich laut CEDEFOP sagen, dass sich das Bildungsniveau den neuen Erfordernissen langsam anpasst. Dies ist vor allem bedingt durch den Austritt weniger gut ausgebildeter älterer Menschen aus dem Arbeitsleben, und durch den gleichzeitigen Eintritt von jungen hoch qualifizierten ArbeitnehmernInnen. Frauen werden in Zukunft besser qualifiziert sein als Männer. Deshalb sollten nach Ansicht des CEDEFOP von der Politik Bedingungen geschaffen werden, die die Vereinbarkeit von Beruf und Familie erleichtern. Weiters lassen sich Menschen über 25 Jahre zunehmend zu hochqualifizierten ArbeitnehmerInnen ausbilden. Das Arbeitsleben wird sich im Allgemeinen verlängern und damit wird ein Mehr an Weiterbildung notwendig sein.
Die richtigen Qualifikationen?
Nach wie vor haben hoch- und mittelqualifizierte ArbeitnehmerInnen die besten Chancen auf einen Arbeitsplatz, jedoch besetzen sie auch geringer qualifizierte Arbeitsplätze. Dabei besteht die Möglichkeit, dass diese Personen durch ihr Zutun den Arbeitsplatz aufwerten. Dies kann auch ein Hinweis auf steigende Beschäftigungsanforderungen sein. Diese beiden Trends - Überqualifizierung und Aufwertung von Arbeitsplätzen - stehen im engen Wechselverhältnis zueinander.
Weiterbildung forcieren
Die Prognose des CEDEFOP zeigt einen Trend in Richtung wissens- und kompetenzintensiver Beschäftigungsverhältnisse. "Die politischen Entscheidungsträger sollten nachdrücklich darauf hinwirken, dass die derzeit verfügbaren Kompetenzen optimal genutzt werden können" (CEDEFOP, S. 4). Die Möglichkeit zu Weiterbildung sollte forciert werden, um die Qualifikationsnachfrage zu befriedigen. Dabei sollte Weiterbildung nicht bloß ein Mittel sein, um Beschäftigung zu erlangen, sondern sie soll den Weitergebildeten auch die Möglichkeit geben, ihre Arbeitsplätze aktiv zu gestalten.
Hintergrund
Das CEDEFOP ist eine Agentur der EU. Das Zentrum wurde 1975 gegründet und hat seinen Sitz in Thessaloniki (Griechenland). Seine Aufgabe ist es, die Berufsbildung zu erforschen, zu entwickeln und darüber zu informieren. Dies soll den nationalen Bildungsanstalten helfen, ihr Angebot zu verbessern.