Studie ortet Verbesserungsbedarf in der LehrerInnenfortbildung

25.05.2010, Text: Christina Pernsteiner u. Wilfried Hackl, Online-Redaktion
Eine aktuelle OECD-Studie weist auf nötige Veränderungen in der Fortbildung österreichischer LehrerInnen hin.
Vertiefende Analysen zu Arbeitsbedingungen von LehrerInnen
Bei TALIS (Teaching and Learning International Survey) handelt es sich um eine von der OECD koordinierte internationale Studie über die Arbeitsbedingungen von LehrerInnen und das Lernumfeld von SchülerInnen. Themenbereiche sind Lehrhaltungen und -methoden, Schulleitung, Fortbildung, LehrerInnenbeurteilungen, Fortbildung und  Evaluation.

An der 2008 erstmals durchgeführten TALIS-Erhebung nahmen 23 Länder teil, in Österreich beteiligten sich dabei 4.300 LehrerInnen und SchulleiterInnen aus 248 Schulen.

Nun hat das Bundesinstitut für Bildungsforschung, Innovation und Entwicklung des österreichischen Schulwesens (bifie) vertiefende ExpertInnenanalysen zur Erhebung präsentiert.

Mangelnde Planung und Koordination der Fortbildung
Ein wesentlicher Kritikpunkt ist dabei die aktuelle Fort- und Weiterbildungssituation von österreichischen LehrerInnen. In diesem System sind nur wenig Steuerungsmöglichkeiten vorhanden. So können LehrerInnen zwar sehr individuell Inhalte auswählen, aber SchulleiterInnen ist es kaum möglich, auf die Schule abgestimmte Fortbildungspläne zu erstellen. Laut den ExpertInnen ist zudem das Angebot der Pädagogischen Hochschulen  (PH) wenig koordiniert und entspricht nicht dem Bedarf der LehrerInnen.

So entstehe unter anderem der Effekt, dass sich viele Personen mehr oder weniger alibimäßig fortbildeten ohne die vermittelten Inhalte für den Unterricht tatsächlich zu benötigen, stellt Studienautor Fritz Kast von der PH Burgenland gegenüber der APA fest.

Den größten Bedarf geben LehrerInnen beim Unterrichten von SchülerInnen mit besonderen Lernbedürfnissen, Lernmethoden und im Umgang mit SchülerInnendisziplin und -verhalten an. Nur ein Drittel nennt hier das Unterrichten in einem mulikulturellen Umfeld.

LehrerInnen keineswegs fortbildungsresistent
Das klischeehafte Bild der fortbildungsunwilligen LehrerInnen konnte die TALIS - Studie nicht bestätigen. Laut Eigenaussage haben 97 % der 4.300 befragten LehrerInnen in den vergangenen 18 Monaten Fortbildungen besucht.

Es werden aber häufiger punktuelle und kurze Fortbildungsangebote angenommen, als langfristige und damit - aus Sicht der Studie - nachhaltige. Weiters geben LehrerInnen an, sich besonders über das Lesen berufsbezogender Fachliteratur und  informelle Gespräche mit KollegInnen fortzubilden. Laut Fortschungsergebnissen aber wären Netzwerktreffen, berufsbezogene Forschung und Qualifikationsprogramme wirksamer.

"Damit sind wir wieder bei den längerfristigen, intensiveren Formen der Fortbildungen, in denen Präsenzveranstaltungen, Erproben in der Praxis und der kollegiale Austausch verbunden werden" so Johannes Mayr von der Universität Klagenfurt in einem Interview mit dem bifie.

Änderungswünsche an Fortbildung auch im Konzept "LehrerInnenbildung NEU"

Ende 2009 hatte eine weitere international besetzte ExpertInnengruppe rund um Peter Härtel von der Steirischen Volkswirtschaftlichen Gesellschaft Empfehlungen zur Weiterentwicklung der österreichischen LehrerInnenbildung im Allgemeinen präsentiert. Auch in diesen Empfehlungen kritisierten die ExpertInnen das gegenwärtige Fortbildungssystem. Hier sei großer Handlungsbedarf gegeben, weil kaum Daten über die Nutzung von Angeboten bzw. deren Wirksamkeit existierten und berufsbiographische Modelle nur wenig vorhanden seien.


Qualifikationsportfolios als Lösungsansatz

Die ExpertInnengruppe empfiehlt unter anderem den Aufbau eines Dokumentationswesens in Form von LehrerInnenportfolios. Es soll zukünftig sowohl formale als auch informell erworbene Qualifikationen ausweisen. Die Maßnahme zielt auch darauf, dass Personen aus anderen Berufen ihr persönliches Portfolio durch Fort- und Weiterbildung ergänzen und so zu Berechtigungen im Lehrberuf kommen können. Damit einher gehen soll eine hohe Durchlässigkeit zwischen pädagogischen Professionen und die Eröffnung neuer Karrieremöglichkeiten.

 

Noch scheint unklar zu sein, welche Auswirkungen dies auf die Berufsmöglichkeiten in der Erwachsenenbildung haben könnte, oder ob ErwachsenenbildnerInnen damit die Türen zum Schulsektor geöffnet werden können. Gegenwärtig sind alle Professionen eingeladen, sich an der Diskussion über die Umsetzung dieser Empfehlungen zu beteiligen.

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