Europa 2020: EAEA will mehr Berücksichtigung der Erwachsenenbildung

25.03.2010, Text: Christina Pernsteiner, Online-Redaktion
Ab 25. März entscheidet der Europäische Rat über die Strategie "Europa 2020". Der Europäische Verband für Erwachsenenbildung hat dazu vorab ein Positionspapier veröffentlicht.
Europa 2020: Strategie für intelligentes, nachhaltiges und integratives Wachstum

Die Europäische Kommission hält in diesem Arbeitsdokument die wesentlichen Leitlinien für die nächsten 10 Jahre fest. EU 2020 knüft dabei an der Lissabon Strategie an und beinhaltet unter anderem die folgenden Schlüsselziele:

 

  • 75 % der Bevölkerung im Alter von 20 bis 64 Jahren sollen im Erwerbsleben stehen
  • der Anteil der SchulabbrecherInnen soll auf unter 10 % abgesenkt werden und mindestens 40 % der jüngeren Generation sollen einen Hochschulabschluss aufweisen
  • die Zahl der armutsgefährdeten Personen soll um 20 Millionen sinken.

 

Um zu gewährleisten, dass jeder Mitgliedstaat die Strategie Europa 2020 auf seine spezifische Situation zuschneiden kann, schlägt die Kommission vor, die Ziele der Union im Rahmen nationaler Ziele und Verlaufspläne umzusetzen.

 

Grundsätzliche Zustimmung seitens EAEA

Die European Association for Education of Adults (EAEA) unterstützt die festgelegten Prioritäten in der EU 2020 Strategie, insbesondere die Entwicklung einer auf Wissen und Innovation gestützten Wirtschaft sowie die Förderung eines ressourcenschonenden und ökologischen Zuganges. Auch die Vision einer nachhaltigen europäischen sozialen Marktwirtschaft wird positiv bewertet.

 

Weiters stimmt die EAEA damit überein, dass sich eine Zielerreichung durch Kürzungen in Bereichen wie Bildung und Forschung weitaus schwieriger gestalten würde.


Hoher Stellenwert von Lebenslangem Lernen

In der EU 2020 stellt Lebenslanges Lernen ein Schlüsselelement in einer auf Wissen basierten Wirtschaft dar, so die EAEA. Das Arbeitsdokument verweist auf eine große Anzahl von Personen, die aufgrund von mangelnder Qualifikationen Gefahr läuft, ausgeschlossen zu werden. Laut EAEA stellt Bildung hier eine der effektivsten Möglichkeiten dar, Armut und Ungleichheit zu bekämpfen und Beschäftigung und sozialen Zusammenhalt zu fördern.

 

Gerade der Umgang mit veränderten Arbeitsbedingungen und die Notwendigkeit sich ein Leben lang weiter zu bilden sind zentrale Herausforderungen. Beschäftigungsraten müssen laut EU 2020 vor allem bei Personen mit geringer Qualifizierung, Personen mit Migrationshintergrund und bei Frauen verbessert werden.


Wesentlich ist für die EAEA die Bereitstellung von ausreichenden finanzielle Mitteln, damit die Schlüsselziele tatsächlich nachhaltig erreicht werden können. 


Breiteres Verständnis von Bildung trotzdem notwendig

Die EAEA kritisiert in Bezug auf die EU 2020 Strategie vor allem das enge Verständnis und die damit verbundenen Zielsetzungen von Bildung. Nur der universitäre Bildungssektor werde im Arbeitsdokument explizit genannt. Trotz der steigenden Anzahl von UniversitätsabsolventInnen hat die Mehrzahl der Bevölkerung keinen Zugang zu höherer bzw. universitärer Bildung. Daher müssen andere Bildungsbereiche berücksichtigt werden. Dies betrifft auch die Erwachsenenbildung mit ihren vielfältigen Institutionen, die einen wesentlichen Beitrag zur Verbesserung von Basiskompetenzen leisten.

Die EAEA tritt dafür ein, dass die neue Umsetzungsphase des Programmes für Lebenslanges Lernen ab 2013 besser finanziert wird. Außerdem sollen verstärkt ältere Menschen miteinbezogen und das Grundtvig Programm mehr berücksichtig werden.

Ein wesentliches Anliegen ist zudem, dass nicht-formales und informelles Lernen tatsächlich in der Strategie 2020 festgehalten wird. Laut EAEA ist dieses Verständnis von Bildung eine wesentliche europäische Errungenschaft, die nicht aufgegeben werden darf.

Zu wenig Bezug auf demokratische und aktive europäische BürgerInnenschaft

Ein weiterer Kritikpunkt der EAEA ist das mangelnde Verständnis von Lebenslangem Lernen als Beitrag zu einer demokratischen und aktiven europäischen BürgerInnenschaft. Die Wahlbeteiligung ist gegenwärtig gering und es müssen neue Wege zur Förderung der Partizipation gefunden werden. Erwachsenenbildung kann dazu beitragen, dass der Dialog zwischen den EuropäierInnen und den Institutionen bezüglich der Zukunft Europas (wieder) aufgenommen wird.

Damit hängt auch ein Bildungsverständnis zusammen, dass nicht nur auf die Verbesserung der Beschäftigungsfähigkeit zielt, sondern bei dem es sich um ein grundsätzliches Menschenrecht handelt.

Daher tritt die EAEA dafür ein, dass Bildungsmöglichkeiten allen Personen offen stehen, damit sie aktiv an der europäischen Gesellschaft teilhaben können. Insbesondere trifft dies auf jene Personen zu, die durch die krisenhaften Entwicklungen gefährdet sind, noch mehr ausgeschlossen zu werden.

 

EAEA als größter Zusammenschluss von Erwachsenenbildungsinstitutionen

Der Europäische Verband für Erwachsenenbildung (EAEA-European Association for Education of Adults) ist auf europäischer Ebene der größte Zusammenschluss von Verbänden und Institutionen im Bereich der allgemeinen Erwachsenenbildung. Zur Zeit zählt der Verband 128 Mitgliedsorganisationen in 42 Ländern.

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