VHS Salzburg: Erfahrungen mit dem Sprachenreferenzrahmen

27.02.2010, Text: Dietmar Plakolm, Volkshochschule Salzburg, Redaktion: Barbara Kreilinger, VÖV
Die Einführung der Stufung von Sprachkursen nach dem Gemeinsamen europäischen Referenzrahmen für Sprachen an der VHS Salzburg brachte einige Vorteile für die Lernenden mit sich. (Serie: Sprachen – Mehrsprachigkeit – Interkulturalität an Österr. Volkshochschulen, Teil 6)
An der Volkshochschule Salzburg gab es vor der Einordnung der Sprachkurse in die Kompetenzniveaus des gemeinsamen europäischen Referenzrahmens für Sprachen (GERS) ein System mit Grundstufe (G), Aufbaustufe (A) und Oberstufe (O). Alle Kurse dieses Systems waren zur leichteren Erkennbarkeit mit Zusatztexten wie „Anfänger I“ etc. versehen.
2004 wurden sämtliche Kurse in der Stadt in das neue System übergeführt. Eine Umstellung, die nicht ohne Gewöhnungsprobleme verlief.

Die Einführung des Referenzrahmens an der VHS Salzburg: der lange Weg zum Erfolg

Der GERS gilt als Bahn brechendes Standardwerk modernen Spracherwerbs. Hier wird erstmals europaweit festgelegt, was wichtig ist, um in einer Sprache erfolgreich zu kommunizieren. Die Sprachniveaus werden mit detaillierten Kann-Beschreibungen für die Fertigkeiten Hören, Lesen, Sprechen, Schreiben und am Gespräch teilnehmen definiert. Damit wird den Lernenden die Selbsteinschätzung ihrer Sprachenkenntnisse entschieden erleichtert. Damit werden Lernschritte sowie Kursinhalte transparenter gemacht. Und damit können sprachliche Anforderungen für den privaten und beruflichen Bereich erstmals sehr genau beschrieben und eingefordert werden.

Als sich die VHS Salzburg zur Einordnung aller Sprachkurse in die Referenzrahmenstufen entschloss, wurden die Kurse zunächst auch mit den alten Texten (z.B. „Italienisch A1 – AnfängerInnen II“ oder „Englisch A2 – leicht Fortgeschrittene III“) bezeichnet. Darüber hinaus wurde im Programmheft laufend auf den Referenzrahmen hingewiesen. Den Interessierten wurde ein Selbsteinschätzungsbogen zur groben Einstufung zur Verfügung gestellt. Trotz dieser Umstellungshilfen funktionierte die (Selbst-)Einschätzung in der Anfangsphase nicht sehr gut. Relativ viele TeilnehmerInnen mussten aufgrund falscher Einordnung in andere Kurse umgebucht werden. Insbesondere die „A-Kurse“ stellten sich als kleine Stolpersteine heraus: Zuvor standen sie für die Mittelstufe, nun für die AnfängerInnen-Kurse.

Heute, nach dem Durchlaufen mehrerer weiterer Umstellungsphasen, werden die Standard-Sprachkurse nur noch mit der Angabe der Sprache und des jeweiligen Detail-Niveaus versehen („Italienisch A1/1“). Interessierte suchen die Kurse nicht (mehr) nach den bereits erledigten Lektionen aus, sondern danach, was sie bereits beherrschen und was sie lernen wollen. Nur spezielle Angebote, wie etwa Refresher-, Wochenend- oder etwa Urlaubskurse, werden genauer beschrieben. Parallel dazu wurden der Kompetenzniveaus des GERS auch grafisch aufbereitet. Dies gilt vor allem für den Web-Auftritt. Dieser kann mit weiteren features wie der Verlinkung zum Selbsteinschätzungsbogen sowie der automatisierten Auswahl der dann in Frage kommenden Kurse aufwarten.

Wie sieht das Resümee nach fünf Jahren der Umsetzung aus?
Die bisher genannten Änderungen haben bewirkt, dass sich InteressentInnen für Sprachkurse tatsächlich mit dem Referenzrahmen auseinandersetzen. Selbstverständlich fragen auch heute manchmal Menschen am Telefon, ob nun ein Kroatischkurs A1/2 ein Anfängerkurs sei – aber nur mehr höchst selten. Weiters war es notwendig zu überlegen, wie der Lernfortschritt für Außenstehende speziell bei B2-Kursen sichtbar wird. (Aufgrund der vielen zu lernenden Inhalte dauern diese zumeist mehrere Semester und werden nun etwa mit Bezeichnungen wie B2/4 versehen).

Insgesamt sind die Vorteile aber mannigfaltig:
  • So konnte die Zahl der nachträglichen Umbuchungen stark vermindert werden.
  • Die Selbsteinschätzung der potentiellen KursteilnehmerInnen funktioniert sehr gut.
  • Und das Wechseln zwischen zwei Kursen auf gleichem Niveau ist sehr viel einfacher geworden: Ein spezieller Gewinn für die ca. 60 Zweigstellen der VHS Salzburg, wo immer wieder engagierte Teilnehmende vor allem bei höheren Kursen aufgrund zu geringer Teilnahmen zu Angeboten in anderen Zweigstellen wechseln.


Kontakt:
Mag. Dietmar Plakolm
Volkshochschule Salzburg
plakolm@volkshochschule.at

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"Sprachen – Mehrsprachigkeit – Interkulturalität an Österr. Volkshochschulen"