Das Sprachencafé - Ein erfolgreiches Volkshochschulprojekt

12.01.2010, Text: Elisabeth Allgäuer-Hackl u. Stefan Fischnaller, Volkshochschule Götzis, Redaktion: Barbara Kreilinger, VÖV
Das Sprachencafé der VHS Götzis wird seit fünf Jahren einmal im Monat mit Erfolg angeboten. Die Idee wurde auch im Weltzelt der Dornbirner Herbstmesse 2009 umgesetzt. (Serie: Sprachen – Mehrsprachigkeit – Interkulturalität an Österr. Volkshochschulen, Teil 3)
Das Sprachencafé der Volkshochschule Götzis– ein fixer Programmpunkt für Spracheninteressierte aller Altersstufen
Zum monatlichen Sprachencafé im Wirtschaftspark Götzis kann die VHS Götzis seit fünf Jahren jeweils zwischen 70 und 100 Personen begrüßen. An den 18 Tischen mit 10 verschiedenen Sprachen sitzen Jugendliche und Erwachsene unterschiedlicher Altersstufen und diskutieren miteinander über persönliche Erlebnisse, aktuelle Ereignisse, (inter)kulturelle  Erfahrungen oder ihren Zugang zum Sprachenlernen.

Die TeilnehmerInnen
Viele der TeilnehmerInnen kommen seit Jahren regelmäßig zum Sprachencafé und nutzen die Gelegenheit ohne Anmeldung und Kursbeitrag mit Gleichgesinnten ins Gespräch zu kommen.
Jedes Mal kommen jedoch auch neue Personen dazu, die vom Angebot gehört haben, oft auch Native Speaker aus unterschiedlichen Ländern, die wieder einmal ihre Sprache verwenden möchten.

Manche Personen suchen gezielt ihre Gruppe oder „ihre/n ModeratorIn“, andere wechseln jedes Mal die Sprache bzw. den Tisch und lassen sich gerne auf neue GesprächspartnerInnen ein. Viele TeilnehmerInnen sind mehrsprachig, und sie nutzen das Sprachencafé dazu, ihre Sprachen abwechselnd aktiv zu verwenden.

Auch Schülerinnen aus Hauptschulen und höheren Schulen, die Englisch, Spanisch, Französisch oder Italienisch lernen, nutzen das Sprachencafé, um die Sprache außerhalb des schulischen Kontextes zu erleben. Beispielhaft ist eine Aussage einer Schülerin des Sprachencafés vom Oktober 2009 zu ihren Mitschülerinnen: „Es war cool, da müsst ihr auch einmal hingehen“.
Es ist oft die Mischung von älteren und jüngeren Leuten mit ganz unterschiedlichem Hintergrund, die die Gespräche so interessant macht.

Die ModeratorInnen
Die ModeratorInnen, alle Native Speaker der jeweiligen Sprache, haben die Aufgabe, die TeilnehmerInnen an ihrem Tisch zu involvieren und zum Sprechen zu motivieren und, wenn gewünscht, neue Themen oder Fragestellungen einzubringen. Sie tun das in ganz unterschiedlicher Weise, z.B. mit Bildern, vorbereiteten Fragen, durch aufmerksames Verfolgen der Diskussionen, gezielte Fragestellungen u.a.m.

Bei manchen Sprachen, z.B. Französisch und Spanisch, hat es sich bewährt, bei Bedarf Tische für AnfängerInnen und Fortgeschrittene oder z.B. einen Tisch speziell für Jugendliche anzubieten. Trotzdem betonen die Verantwortlichen immer wieder, dass das Sprachencafé keinen Kurscharakter hat, sondern die Kommunikation aller Beteiligten im Vordergrund steht.

Sprachen/Menschen/Kulturen stellen sich vor
Im Zentrum des Sprachencafés steht die Begegnung von Menschen mit Offenheit und Interesse für andere, für Sprachen und Kulturen. Hin und wieder werden Sprachencafé-Abende für besondere Aktivitäten genutzt. Im Sommersemester 2009 gab es an unterschiedlichen Abenden z.B. einen kurzen musikalischen Auftritt einer russischen Kindergruppe, eine Darbietung spanischsprachiger Lieder von kolumbianischen TeilnehmerInnen des Sprachencafés sowie Kostproben und  Vorstellung eines internationalen Kochbuchs des Katholischen Familienverbandes Vorarlberg.

Das Sprachencafé im Weltzelt der Herbstmesse 2009
Das „Weltzelt“ der Dornbirner Herbstmesse wurde erstmals im Jahr 2009 umgesetzt und soll in den nächsten Jahren die in Vorarlberg heimisch gewordenen MigrantInnengruppen vorstellen und ihnen ein Schaufenster bieten, um sich zu präsentieren.

Das erste Weltzelt auf der Herbstmesse 2009 (7.-12. September 2009) hatte Menschen und Kulturen aus Lateinamerika zum Schwerpunkt. Lateinamerikanische Initiativen, Vereine, Musik- und Tanzgruppen stellten sich im Weltzelt vor. Es gab fair gehandelten Kaffee vom Weltladen, Klimabündnis-Informationen, einen Stand der lateinamerikanischen Kulturinitiative Casa Latina, einen Infostand der Volkshochschulen, Getränke und Speisen aus Lateinamerika und Musik, Karaoke, Tanz, Theater - und das Sprachencafé der VHS Götzis.

Zwei Mal jeweils am Nachmittag wurden Kaffeehaustische im Weltzelt zu Sprachencafé-Tischen umfunktioniert. Die ModeratorInnen diskutierten mit Interessierten auf Spanisch, Portugiesisch, Englisch, Französisch, Niederländisch, aber auch Aymara und Chiquitano wurden angeboten. Insgesamt nahmen an den Messetagen ca. 100 Personen an der Sprachencafé-Initiative teil. Das Weltzelt, aber auch das Sprachencafé, war Treffpunkt für viele Menschen, die sich mit Lateinamerika und den Sprachen des Kontinents beschäftigen.

Sprachencafé als Markenzeichen
Das Sprachencafé der VHS Götzis ist zu einem Markenzeichen der Volkshochschule Götzis geworden. Es wurde von verschiedenen anderen Sprachkurs-Anbietern der Region und darüber hinaus in ähnlicher Form übernommen, und trotzdem ist der Wirtschaftspark Götzis jeden zweiten Montag im Monat nach wie vor ein Anziehungspunkt für Sprachinteressierte.

Kontakt:
Volkshochschule Götzis
c/o Mag. Stefan Fischnaller
Vorarlberger Wirtschaftspark
6840 Götzis
Telefon: 05523/551500
info@vhs-goetzis.at
Weitere Informationen:


SERIE
"Sprachen – Mehrsprachigkeit – Interkulturalität an Österr. Volkshochschulen"