Symposium zu Weiterbildungsforschung und Bildungsperspektiven - Bericht

24.11.2009, Text: Bianca Friesenbichler, Redaktion/CONEDU
25 Jahre Weiterbildungsforschung am Institut für Erziehungs- und Bildungswissenschaft nahm die URBI-Fakultät der Universität Graz zum Anlass, sich 25 Stunden lang mit Bildungsperspektiven auseinanderzusetzen.
25 Jahre Abteilung Weiterbildung: Lehre und Forschung
1984 wurde die Abteilung Weiterbildung mit der Berufung von Prof. Werner Lenz als erste Einrichtung dieser Art in Österreich gegründet. Seither haben viele Studierende ihr Pädagogikstudium mit einer Spezialisierung auf Erwachsenenbildung abgeschlossen und zahlreiche Personen an der Abteilung zum Themenbereich Erwachsenen- und Weiterbildung geforscht.

Symposium "In the year 2525..."
Zu diesem Jubiläum veranstaltete die Umwelt, Regional- und Bildungswissenschaftliche Fakultät der Karl-Franzens-Universität Graz das Symposium "In the year 2525...". Es diente zum einen einer Rückschau und zum anderen der Auseinandersetzung mit aktuellen und zukünftigen Bildungsperspektiven, was schon durch den zukunftsweisenden Veranstaltungstitel anklang.

Kochen und Lernen
Nach der Eröffnung durch Werner Lenz - URBI Dekan und Leiter des Arbeitsbereichs Weiterbildung - sprach die österreichische Schriftstellerin und Regisseurin Marlene Streeruwitz unter anderem über die Tradierung von kulturellen Werten und die Schwierigkeit und Notwendigkeit, diese kritisch zu reflektieren. Sie vollzog dies an einem Vergleich von Kochen und Lernen. "Was wir beim Kochen geschafft haben, nämlich die Säkularisierung, ist beim Lernen noch nicht gelungen", so Streeruwitz in der Diskussion mit den TeilnehmerInnen des Symposiums.

Lernförderliche Emotion
Es folgte ein Vortrag von Wiltrud Gieseke, Professorin an der Humboldt Universität Berlin zu emotionalen Kompetenzen und deren Rolle in Dienstleistungsberufen. Nicht nur lernhindernde Emotionen sollten diskutiert werden, sondern auch lernförderliche Emotionen, so Gieseke. Die Diskussion vermochte aufzuzeigen, dass die Qualität der Emotionsbeeinflussung - um die es bei Dienstleistungen letztlich auch geht - mit Sorge gesehen wird.

Forschungsfelder im Spiegel
Moderierte Diskussionsrunden mit Impulsreferaten zu Themen wie dem Europäischen und Nationalen Qualifikationsrahmen (Rudolf Egger), zur Erwachsenenbildung in der Migrationsgesellschaft (Paul Mecheril), zum Verhältnis von Lebenslangem Lernen und Bildungspolitik (Axel Bolder), zum Leben am Rande der Normalisierungsgesellschaft (Andreas Oberprantacher) sowie zur Kreativität in der Wissenschaft (Daniela Camhy und Gerhild Bachmann), rundeten den ersten Tag ab. Die gewählten Themen bildeten gleichzeitig einen Spiegel der Forschungsfelder im Arbeitsbereich Weiterbildung des Instituts für Erziehungs- und Bildungswissenschaft.

Herausforderungen für Weiterbildungsuniversitäten
Am folgenden Tag referierte Ada Pellert, Präsidentin der Deutschen Universität für Weiterbildung Berlin zu den Spannungsfeldern, denen Universitäten im Allgemeinen und Weiterbildungsuniversitäten im Besonderen ausgesetzt sind. Gerade Weiterbildungsuniversitäten seien gefordert, ihre Forschungen auf den Gegenstand der Weiterbildung zu beziehen und in der Lehre akademisches und praktisches Wissen zu verbinden, so Pellert.

Perspektiven der Weiterbildung und Weiterbildungsforschung
In der abschließenden Podiumsdiskussion zu den Perspektiven der Weiterbildung und der Weiterbildungsforschung diskutierten Werner Lenz und Elke Gruber - die beiden einzigen InhaberInnen von Lehrstühlen für Erwachsenenbildung in Österreich - mit Sabine Aydt von der Donauuniversität Krems und Heide Cortolezzis vom NOWA Netzwerk für Berufsausbildung. Im Verlauf der von Wilfried Hackl, Institut EDUCON, moderierten Diskussion wurde beispielsweise die Forderung nach einer vermehrt zielgruppenübergreifenden Ausrichtung von Erwachsenenbildung postuliert. Inwiefern sich Erwachsenenbildung als eigenständige wissenschaftliche Disziplin positionieren und abgrenzen sollte oder sich in Großforschungsfelder wie "Bildung über die Lebensspanne" begeben sollte, wurde durchaus kontroversiell diskutiert.

Ausblick
Im Symposium sei eine gute Basis geschaffen worden, mit der man weiterarbeiten kann, so Werner Lenz. "Andere können nun entscheiden, was davon sie aufgreifen und wo sie weiterarbeiten möchten", reflektiert er auf die kommenden Jahre.

Im Frühjahr 2010 soll ein Tagungsband erscheinen, der die Vorträge und Ergebnisse des Symposiums beinhalten wird.