EU: Zu wenig Medienkompetenz in Europa

04.09.2009, Text: Christina Pernsteiner, Online-Redaktion
Ein Viertel der EuropäerInnen, die über keinen Internetanschluss zu Hause verfügen, gibt an, dass sie nicht das notwendige Wissen dafür hätte. Die EU-Kommission empfiehlt dringend die Medienkompetenz stärker zu fördern.
Trotz Verbesserungen noch immer Handlungsbedarf

Aus einem aktuellen Bericht über die digitale Wettbewerbsfähigkeit Europas geht hervor, dass 60% der Bevölkerung über Kompetenz im Umgang mit Internet und Computer verfügen. Auch Menschen benachteiligter Gruppen nutzen vermehrt die neuen Medien. So ist der Anteil von Menschen mit niedrigem Bildungsniveau, die das Internet verwenden, seit 2005 von 53,5% auf 62,5% gestiegen. Trotzdem besteht in vielen Bereichen noch Handlungsbedarf. Neben mangelndem Wissen erschweren die mit den Medien verbundenen Kosten nach wie vor die Entwicklung ausreichender Kompetenz.

 

Kompetente Mediennutzung als Basis für gesellschaftliche Teilhabe

Die Fülle der Informationen, die heute bewältigt werden muss, ist enorm und verlangt mehr als lesen, schreiben und mit dem Computer umgehen zu können. Besonders die kritische Auseinandersetzung mit Bild, Ton und Text und die gemeinsame, interaktive und kreative Gestaltung neuer bzw. bereits vorhandener Inhalte beinhalten viele neue Herausforderungen. Damit Menschen an der heutigen Informationsgesellschaft mitwirken können, müssen sie verstehen, wie die verschiedenen – alten und neuen – Technologien funktionieren.

 

Reding: "Wird schwierig, teilzuhaben"

"Für Menschen, die die neuen Medien, etwa soziale Netze, nicht nutzen können, wird es schwierig, mit der Welt draußen zu interagieren und an ihr teilzuhaben. Wir müssen darauf achten, dass jede und jeder über Medienkompetenz verfügt und niemand ausgeschlossen wird. BürgerInnen werden jederzeit angesprochen – aber können sie darauf reagieren? Eine kompetente und kreative Nutzung der Medien wäre ein Schritt hin zu einer neuen Generation der demokratischen Partizipation."" betont Viviane Reding, EU-Kommissarin für Informationsgesellschaft und Medien.

 

Verschiedene Maßnahmen zur Förderung der Medienkompetenz

Daher hat die EU-Kommission nun politische Leitlinien zur Förderung der Medienkompetenz in den Mitgliedsstaaten verabschiedet. Zu den vorgeschlagenen Maßnahmen zählen unter anderem

  • die stärkere Verankerung der Medienerziehung in der Schule (wie etwa in Schweden, Irland und Großbritanien) und
  • die Unterstützung von Forschungsprojekten, insbesondere zu den Gefahren im Zusammenhang mit der Weitergabe von personenbezogenen Daten im Internet sowie zur optimierten Nutzung von Suchmaschinen.

 

Durch die Maßnahmen soll laut EU-Kommission ein stärkeres Bewusstsein für den Nutzen, aber auch die Risiken, die mit der modernen Informationsgesellschaft verbunden sind, geschaffen werden.

 

Hintergrund

Medienkompetenz ist die Fähigkeit, Medien zu nutzen, die verschiedenen Aspekte der Medien und Medieninhalte zu verstehen und kritisch zu bewerten sowie selbst in vielfältigen Kontexten zu kommunizieren. Medienkompetenz betrifft alle Medien: Film und Fernsehen, Hörfunk und Musik, die Printmedien, das Internet und alle anderen digitalen Kommunikationstechnologien. Sie wird heute als eine der wesentlichen Voraussetzungen für eine aktive und umfassende bürgerschaftliche Teilhabe an der Informationsgesellschaft verstanden.

 

(Quelle: Pressemeldung der EU)

Weitere Informationen