Buch: Der Nationale Qualifikationsrahmen in Österreich

28.07.2009, Text: Irina Purgstaller, Praktikantin der Online-Redaktion
Was tut sich in der Entwicklung eines Nationalen Qualifikationsrahmens für Österreich? Im Zuge der ersten Entwicklungsphase 2007-2008 entstanden Beiträge verschiedener AutorInnen, die in der vorliegenden Publikation versammelt wurden.
Das im LIT-Verlag erschienenen Buch bietet sowohl eine Dokumentation der österreichischen Aktivitäten der ersten Entwicklungsphase des NQR als auch Analysen und Hintergrundinformationen zu diesem international wichtigen Thema. Herausgeber ist Jörg Markowitsch, Leiter des Departments für Weiterbildungsforschung und Bildungsmanagement der Donauuniversität Krems.

Inhaltlicher Überblick
Der erste Abschnitt "Internationale Erfahrungen" bietet Beiträge, die vor allem im Zuge internationaler Projekte mit österreichischer Beteiligung entstanden sind. Von den Beiträgen des zweiten Abschnitts "Qualifikationen und Lernergebnisse" sind Ergebnisse bzw. Zwischenergebnisse unmittelbar in den Vorschlag für den NQR eingeflossen. Die Beiträge im dritten Abschnitt "Statistische Zugänge" heben sich von den vorhergehenden insofern ab, als sie sich der Analyse von Zahlenmaterial bedienen. Der vierte und letzte Abschnitt "Sektorale Verortungen" umfasst ausschließlich Beiträge, in denen anhand einiger konkreter Bereiche (Bau, Tourismus und Gesundheit) die mögliche Zuordnung bestehender Qualifikationen zum NQR, basierend auf den EQR-Deskriptoren, erprobt wurde. Diese gehen auf Pilotprojekte zurück, die im Frühjahr 2008 durchgeführt wurden und ähnliche Strukturen aufweisen.

Nationale Qualifikationsrahmen
als Beiträge zum Lebenslangen Lernen?
Angeregt durch die Empfehlung der Europäischen Union zur Etablierung eines europäischen Qualifikationsrahmens arbeiten derzeit viele Länder Europas an der Entwicklung nationaler Qualifikationsrahmen. Die Idee, Bildung nicht wie bisher über Schuljahre, Studienzeiten, Lerninhalte und Lernorte zu definieren, sondern Qualifikationen anhand des Niveaus der erreichten Lernergebnisse zu klassifizieren, ist jedoch nicht auf Europa beschränkt. In den USA, Kanada, Australien, Asien und Afrika finden ähnliche Entwicklungen statt. Man darf gespannt sein, ob diese Bemühungen tatsächlich dazu geeignet sind, den erhofften Beitrag zum Konzept des Lebenslangen Lernens zu leisten.

Hintergründe

Was ist der EQR?
Der Europäische Qualifikationsrahmen (EQR) ist ein Instrument für die Vergleichbarkeit von Qualifikationen, d.h. Bildungsabschlüssen und ähnlichen Befähigungsnachweisen, in Europa. Das Kernelement des EQR bilden acht Anspruchniveaus, denen Qualifikationen zugeordnet werden sollen. Diese beschreiben im Allgemeinen, was Lernende mit einer Qualifikation auf einem bestimmten Niveau wissen und können sollte.

Wozu EQR und NQR?
Die Mitgliedsstaaten wurden im Rahmen einer Empfehlung der Europäischen Union 2008 aufgefordert, Maßnahmen zu treffen, sodass ab 2012 alle neuen Qualifikationsnachweise einen klaren Verweis auf das entsprechende Niveau des EQR enthalten. Zu diesem Zweck entwickeln derzeit viele Länder Europas nationale Qualifikationsrahmen (NQR). Diese basieren auf demselben Prinzip wie der EQR. Finden sich nationale Qualifikationen erstmals in einem NQR geordnet, so beschränkt sich die Zuordnungsaufgabe zum EQR auf das Herstellen der Korrespondenz zwischen den Niveaus des jeweiligen NQR zu den acht Niveaus des EQR. Neben dem Großteil der Mitgliedsstaaten der EU haben inzwischen auch beispielweise die USA, Kanada, Australien und Asien Diskussionen über die Entwicklung von Qualifikationsrahmen aufgenommen.

Welches Ziel verfolgen EQR und NQR?
Neben dem primären Ziel der Vergleichbarkeit von Qualifikationen und damit verbunden einer Stärkung der Mobilität von Studierenden und Arbeitskräften innerhalb von Europa entspringt der Qualifikationsrahmen auch der Idee, Bildung nicht wie bisher über Schuljahre, Studienzeiten, Lerninhalte und Lernorte zu definieren. Vielmehr sollen Qualifikationen anhand des Niveaus der erreichten Lernergebnisse klassifiziert werden. Entscheidend ist also, was Lernende wissen, verstehen und in der Lage sind zu tun, unabhängig davon, wie oder wo dieses Lernen stattfand oder wie lange es gedauert hat.

In Österreich wurde der Entwicklungsprozess des NQR vielversprechend gestartet, meint etwa Jörg Markowitsch, der Herausgeber. Man sei sowohl in der Wahl der Herangehensweise als auch bei der Arbeits- und Entscheidungsstruktur merklich um Offenheit und Mitbestimmung bemüht. Von Beginn an wurde Forschung einbezogen und deren Bedeutung für den Gesamtprozess unterstrichen.

Die AutorInnen
Unter den AutorInnen sind: Georg Hanf, Karin Luomi-Messerer, Volker Rein, Sonja Lengauer, Jörg Markowitsch, Eva Cendon, Katharina Prager, Lorenz Lassing, Stefan Vogtenhuber, Arthur Schneeberger, Peter Schlögl, Barbara Neubauer und Sabine Tritscher-Archan.

Studies in Lifelong Learning
Die Bücher dieser Reihe wollen sowohl in empirischer als auch in konzeptuell-theoretischer Hinsicht die Diskussion um das Lebenslange Lernen und die Neuorganisation des Lernens über die Lebensphase bereichern. Durch Forschungs- und Diskursbeiträge leistet diese Reihe in einer Zeit starken sozialen Wandels einen wichtigen gesellschaftlichen Vermittlungs- und Entwicklungsbeitrag. Der hier besprochene Band ist der 3. der Reihe "Studies in Lifelong Learning"'.
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