Bildung, die niemanden mehr ausgrenzt
Umfassend barriefrei
Der eigentliche Grund für den Stolz
Grubers ist eine anderer: "Mit dem Bau des neunen Gästehauses und
zusätzlichen Adaptierungsmaßnahmen im Hauptgebäude und im alten
Gästehaus ist das Bildungshaus Retzhof jetzt umfassend barrierefrei."
"Umfassend barrierefrei heißt, dass wir wesentlich weiter gegangen
sind, als die einschlägigen Ö-Normen vorschreiben“, erläutert Gruber,
ganz nach dem Leitspruch des berühmten Bauhaus-Architekten Mies van der
Rohe: ,Die Seele des Ganzen lebt in den Details.‘"
Die Details
Fernsehapparate können durch einen
entsprechenden Bügel auch vom Rollstuhl aus nach den Wünschen der Person ausgerichtet werden. In den Kleiderschränken lassen sich
die Bügel absenken. Auf den Nummernschilder an den Zimmertüren sind die
Ziffern gut ertastbar, ebenso auf den Zimmerschlüsseln. Die Betten sind
ein paar Zentimeter höher als üblich, damit der ,Einstieg‘ vom
Rollstuhl aus leichter fällt. In den Badezimmern sind zur
Orientierungshilfe verschiedenfarbige Kacheln angebracht. Alle
Sanitäreinrichtungen sind behindertengerecht. Die Seminarräume wurden
akustisch vermessen und mit Akustikdecken versehen, um Hörbehinderten
möglichst optimale Bedingungen zu bieten. Die gesamte Liegenschaft
wurde mit einem Leitsystem versehen; alle Wege sind mit Stahlbändern
eingefasst, um Blinden eine Orientierungshilfe zu geben. Das neue
Gästehaus wurde mit dem Schloss so verbunden, dass es auch für
RollstuhlfahrerInnen ohne Umweg zugänglich ist.
Inklusive Weiterbildung
Das (Weiter)Bildungsangebot am
Schloss Retzhof – sowohl das Retzhofeigene Programm als auch jenes von Gastveranstaltern - wurde schon immer auch von Menschen mit
Behinderung wahrgenommen; „jetzt können wir ihnen aber noch bessere
Bedingungen bieten.“ Der engagierte Leiter des Hauses vertritt das
Konzept der ,Inklusiven Weiterbildung‘, die niemand von
Bildungsangeboten ausschließt und damit weit über alle üblichen
Integrationsansätze hinausgeht. Dazu müssen sowohl die
Infrastruktur-Bedingungen als letztendlich auch die
Vermittlungsmethoden an Menschen mit unterschiedlichsten Formen von
Beeinträchtigungen angepasst werden.
Mit gutem Willen gibt es keine Grenzen
Dass es dafür bei
entsprechend gutem Willen kaum Grenzen gibt, zeigt Gruber anhand des
Hochseil-Klettergartens: Zum einen kann er bei entsprechender Betreuung
auch von RollstuhlfahrerInnen benützt werden, zum anderen soll nun auch ein
Kletterseilgarten errichtet werden, der in einer Höhe von 40 cm die
gleichen Aktivitäten erlaubt wie auf sieben Meter Höhe. "Damit können
auch ältere, ängstlichere oder eben Menschen mit Behinderung ihren Spaß
an diesem Sportgerät haben", freut sich Gruber.