ARGE Bildungshäuser studieren das finnische Bildungssystem

19.09.2008, Text: Gaby Filzmoser, ARGE Bildungshäuser Österreich
Führungskräfte der ARGE Bildungshäuser Österreich führten von 2. - 8. Juni 2008 eine Studienreise nach Finnland durch um das finnische Bildungssy
Kari Kinnunen, Leiter der Työväen Akatemia (Arbeiterakademie), organisierte und begleitete die Reise vor Ort. In Vorträgen und Diskussionen mit Vertretern des Zentralamtes für das Unterrichtswesen und des Bundes der beruflichen Erwachsenenbildungszentren, konnten sich die TeilnehmerInnen ein gutes Bild von der finnischen Bildung machen. Kari Kinnunen erläuterte den Zusammenhang zwischen Bildungspolitik, gesellschaftlichen Anforderungen und Wirtschaft.

Pisa Sieger durch finnisches Gesamtschulsystem

Zentrales Element des finnischen Bildungssystems ist die finnische Form der Gesamtschule, die es seit dem Jahr 1972 gibt. In vielen Evaluierungsschritten wurde das finnische Schulsystem immer wieder reformiert und verbessert.

Aus österreichischer Sicht beeindruckend ist in diesem Zusammenhang das Förder- und Stützsystem für lernschwache SchülerInnen. Mit einer sehr niedrigen KlassenschülerInnenzahl (15-20) und einem guten Lernstützsystem gelingt es, fast 60% der SchülerInnen auf Maturaniveau zu bringen. 70% der MaturantInnen beginnen ein Studium.

In Finnland gibt es keine Studiengebühr und jede/r SchülerIn und jede/r StudentIn hat Anspruch auf ein kostenloses Mittagessen.

Hoher Stellenwert der Erwachsenenbildung
Der Stellenwert der Erwachsenenbildung ist in Finnland sehr hoch. Die Beteiligung der Erwachsenen zwischen 25 und 64 Jahren liegt bei nahezu 60%.

Der Besuch bei verschiedenen Bildungsinstituten gab beispielhaft einen praktischen Einblick und ermöglichte einen informativen Austausch mit finnischen ErwachsenenbildnerInnen. Die MSL (ländliche Erwachsenenbildungsorganisation) in Helsinki setzt auf wissenschaftliche Forschung und leitet neue Erkenntnisse direkt in die ländlichen Regionen weiter. Adulta (berufliche Weiterbildung) in Järvenpää entwickelt berufliche Erwachsenenbildung gemeinsam mit Unternehmen und stimmt den Bedarf individuell mit den TeilnehmerInnen ab. Diakonia (evangelisch-lutherische Weiterbildung) organisiert Aus- und Weiterbildung für kirchliche und soziale Berufe.

Besonders aufschlussreich war der Besuch der Stadt Kerava und der dort ansässigen Volkshochschule. Am Beispiel der VHS Kerava wurde ersichtlich, dass die Kommunen die bedeutendsten Bildungsträger Finnlands sind.

Abgerundet wurde die Reise mit Informationen direkt im Bildungsministerium. Bildungsrat Osmo Lampinen berichtete über die bevorstehenden Reformen im Bildungssystem, wie die Zusammenlegung von kleineren Grund- und Hochschulen zu Innovationszentren und mehr finanzielle und personelle Autonomie der Schulen. Die Herausforderungen für die Zukunft sieht Lampinen in der Kooperation zwischen tertiären und sekundären Institutionen und im Rückgang der Jahrgangszahlen.

Bildung als Motor für Wirtschaft und Wohlstand
In der Diskussion mit den Verantwortlichen der finnischen Bildung wurde deutlich, dass es in Finnland wichtig ist, allen BürgerInnen eine gleiche und optimale Ausbildung zu ermöglichen. Besonders deutlich wurde hervorgehoben, dass Bildungsfragen über alle Parteigrenzen hinweg außer Streit gestellt werden. Die Vorschläge der Bildungsevaluierungskommissionen werden als Grundlage für politische Entscheidungen herangezogen.

So ist auch zu erklären, dass in Finnland für die Bildung insgesamt ca. 6% des BIP aufgewendet wird. Die hohe Bildung der finnischen Bevölkerung wird als Motor und Grundlage für die florierende Wirtschaft und den Wohlfahrtsstaat Finnland angesehen.
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