Weiterbildung: ebenfalls in der Krise?

18.05.2009, Text: Johanna Steiner, Online-Redaktion
Eine aktuelle market-Erhebung zum Weiterbildungsverhalten und -potenzial zeigt, dass sich die Wirtschaftskrise auf die "persönliche Weiterbildung" auswirke, so Wilhelm Filla, Generalsekretär des Verbandes Österreichischer Volkshochschulen (VÖV).
Rückläufiges Weiterbildungspotenzial
Mit der Frage, ob man sich vorstellen kann, innerhalb der nächsten drei Jahre einen Kurs, eine Vortragsreihe, ein Seminar zur 'persönlichen Weiterbildung' außerhalb des Betriebes zu besuchen, wurde das Weiterbildungspotenzial gemessen. Diese Frage beantworteten 40 Prozent der Befragten mit ja, können sich das also sicher oder eher vorstellen. Das Weiterbildungspotenzial lag in der Vergangenheit deutlich über diesem Wert. 2002 waren es 55 und 1998 sogar 57 Prozent, die so antworteten.

Jüngere bereiter für Weiterbildung
Eine Aufgliederung nach sozialen Merkmalen zeigt deutliche Unterschiede hinsichtlich Alter und formaler Bildung, aber nur geringe statistische Unterschiede hinsichtlicht des Geschlechts. So geben 32 Prozent der 15- bis 29-Jährigen an, sie können sich persönliche Weiterbildung sicher vorstellen. Nur 19 Prozent der Gruppe der 50- bis 59-Jährigen und 9 Prozent der 60- und über 60-Jährigen wollen sich persönlich weiterbilden. 35 Prozent der Befragten mit Matura oder Universitätsabschluss, aber nur 15 Prozent derjenigen mit Grundschulabschluss können sich sicher vorstellen, dass sie in den  nächsten Jahren drei Jahren an Weiterbildung teilnehmen werden.

Höher Gebildete deutlich weiterbildungsaktiver
Das aktuelle Weiterbildungsverhalten wurde mit der Frage, ob sich jemand derzeit oder innerhalb der letzten sechs Monate weitergebildet hat oder es in den nächsten sechs Monaten sicher vorhat, also unmittelbar weiterbildungsaktiv ist, erhoben. Demnach ist das Weiterbildungsverhalten deutlich rückläufig, denn auf diese Frage anworteten nur 24 Prozent mit Ja, während 2002 die gleiche Frage 36 Prozent bejahten. Wilhelm Filla dazu: "Das Matthäus-Prinzip - Wer hat, dem wird gegeben - schlägt voll durch". Denn wird nach Bildungsschichten differenziert, zeigt sich, dass sich nur 15 Prozent der GrundschulabsoventInnen, hingegen aber 40 Prozent derjenigen mit Matura oder Universitätsabschluss unmittelbar weiterbildungsaktiv verhalten. Insgesamt nimmt die Weiterbildungsaktivität mit ansteigendem Alter ab, sodass diese in der Gruppe der 15- bis 29-Jährigen viermal so hoch (36%) ist wie in der Gruppe der über 60-Jährigen (9%).

Weitere Ergebnisse
Die Befragung ergab auch, dass den aktuellen rückläufigen Entwicklungen beim Weiterbildungspotenzial und -verhalten materielle Ursachen zugrunde liegen dürften. Denn Weiterbildungsformen, deren Inanspruchnahme mit Kosten verbunden sind, sind rückläufig, während Weiterbildungsmöglichkeiten, die keine Kosten verursachen, vermehrt genützt werden.

Filla ist weiters der Ansicht, dass das Internet als Bildungsmedium bei den ÖsterreicherInnen noch nicht wirklich angekommen sei. In der Befragung weisen 26% der Befragten das Internet als Bildungsmedium aus, das sie nützen. Dennoch bleibe es ein Medium der oberen Bildungsschicht, weshalb dem Internet noch keine kompensatorische Wirkung bei Bildungsaktivitäten zukomme.

Die Studie wurde vom Linzer market-Institut im Auftrag und aufgrund der Fragestellungen des VÖV durchgeführt. Insgesamt wurden 2.000 Personen von Jänner bis März 2009 befragt.
Pressetext des VÖV