Ein Problem kommt selten allein

29.04.2009, Text: Elke Dergovics, Astrid Schwarz; VHS Floridsdorf, Redaktion: Barbara Kreilinger, VÖV
TeilnehmerInnen von Basisbildungsmaßnahmen sind häufig auch biographischen oder sozialen Belastungen ausgesetzt. Dafür gibt es kursbegleitende Sozialberatung. (Grund-/Basisbildung an Öst. Volkshochschulen, Teil 3)
Die Angebote der Basisbildung werden von verschiedensten Menschen unterschiedlichster Lebenslagen in Anspruch genommen. Ein Großteil trägt mehr oder minder große biographische und soziale Belastungen mit sich. Die Unterstützungsressourcen und Netzwerke sind oftmals nicht sehr tragfähig.

Kursbegleitende Sozialberatung
Im Rahmen der Kurse an der VHS Floridsdorf wird begleitend zum Kurs kostenlose Sozialberatung angeboten. Die TeilnehmerInnen können bei Bedarf Kontakt zur Sozialarbeiterin des zweiten Bildungsweges aufnehmen und Beratungstermine außerhalb der Kurszeiten vereinbaren. Im Laufe des Jahres 2008 zeigte sich, dass unsere TeilnehmerInnen in unterschiedlichsten Problemlagen Unterstützung gesucht haben.

Die Beratung wurde bei folgenden Fragen genutzt:
  • Schuldenregulierung,
  • Kommunikation mit Ämtern und Behörden
  • bei anhängigen Gerichtsterminen
  • bei behördlichem Briefwechsel
  • zur Delogierungsprävention.


Sozialberatung als Ventil
Gerade die Kommunikation mit Ämtern - insbesondere Sozialämtern und Arbeitsmarkservice - ist immer wieder Thema in den Beratungen und zeigt, dass die häufig nicht so gelungene schriftliche und verbale Kommunikation zu langwierigen Missverständnissen führen kann. Oftmals reicht eine Art "Vermitteln" und "Dolmetschen" durch die Sozialarbeiterin aus, um wieder eine konstruktive Gesprächsbasis herzustellen.

Wenn drohender Wohnungsverlust, Schuldenberge oder familiäre Probleme fortwährend das Denken belasten ist das Lernen nur sehr eingeschränkt möglich. Selbst bei hoher Motivation zur Weiterbildung blockieren existenzielle Sorgen die Konzentration auf das Lernen.

Aus diesem Grund ist die Sozialberatung ein wichtiges Ventil. Sie bietet einen neutralen Ort, um über Probleme zu sprechen, Unterstützung zu erhalten und gegebenenfalls an weiterführende Institutionen vermittelt zu werden.

Der Mensch in seiner Ganzheit
Das Angebot der begleitenden Sozialberatung basiert auf einem ganzheitlichen Menschenbild. Wir versuchen, die KursteilnehmerInnen in ihrer Ganzheit als Person, d.h. auch in ihren Stärken und Ressourcen und ihren individuellen Entwicklungsmöglichkeiten wahrzunehmen und durch Unterstützung die belastenden Situationen zu reduzieren und somit die Möglichkeiten des Lernens zu vergrößern. Es zeigt sich, dass das Angebot der Sozialberatung außerhalb des Kursgeschehens sehr sinnvoll ist, da der Kursalltag von der Bearbeitung aktueller sozialer Probleme ein wenig befreit wird und der Fokus auf das Lernen besser möglich wird.

Durch die neutrale Position der Sozialarbeiterin werden die Themen Lernen und psychosoziale Situation ein Stück weit entkoppelt. Die Zuständigkeiten sind klar und transparent. Die Vertraulichkeit bzgl. der Gesprächsinhalte ist gesichert. Nicht immer kann die Beratung erfolgreich abgeschlossen werden. Manchmal sind die Problemlagen zu komplex und können nur in anderen Settings nachhaltiger bearbeitet werden. In diesen Fällen verweisen wir an spezifische Einrichtungen.

Sozialberatung als unverzichtbares Element
Viele unserer TeilnehmerInnen nehmen das Angebot gerne in Anspruch, manchmal nur für einen Termin, manchmal begleitend über ein Semester, je nach persönlichem Bedarf. Schon im Erstgespräch bei der Anmeldung zum Kurs werden sie über die Möglichkeit informiert und können während des Kurses jederzeit auf das Angebot zurückgreifen.

Die Rückmeldung der KursleiterInnen, dass nun mehr Platz zum konkreten Lernen im Kurs vorhanden ist, bestärkt uns auf unserem Weg, Sozialberatung als unverzichtbares Element in der Basisbildung zu sehen.

gefördert durch

  • BM:UKK
  • ESF


Weitere Informationen

SERIE
"Grund- und Basisbildung im Rahmen der Österreichischen Volkshochschulen"