TrainerInnen für Basisbildung am Arbeitsplatz ausgebildet

08.02.2017, Text: Birgit Aschemann, Redaktion/CONEDU
Zwischen April 2016 und Februar 2017 wurden in Österreich die ersten TrainerInnen für Basisbildung am Arbeitsplatz ausgebildet. Kommenden Mai beginnt der zweite Lehrgang dieser Art.
Neue Ausbildung: TrainerInnen für Basisbildung am Arbeitsplatz
Bild: CC0 pixabay.com/Maret Hosemann
Zwischen April 2016 und Februar 2017 wurden in Österreich die ersten TrainerInnen für Basisbildung am Arbeitsplatz ausgebildet. Den Rahmen bietet das Projekt "T ABA" oder „Trainer/-innenausbildung für Basisbildung am Arbeitsplatz“, das mit Unterstützung von ESF und Bildungsministerium finanziert und vom BFI durchgeführt wurde. Ende Mai diesen Jahres beginnt der zweite T ABA Lehrgang, und zwar in Kärnten.

 

Warum Basisbildung am Arbeitsplatz?

 

Studien wie PIAAC belegen einen hohen Anteil von Menschen mit Basisbildungsbedarf in Europa: zu viele Menschen können demnach nicht ausreichend sinnerfassend lesen, Fragen der Alltagsmathematik bearbeiten oder Probleme am PC lösen. Österreichische Erwachsene liegen bezüglich ihres Basisbildungsbedarfs im europäischen Mittelfeld. Sie für eine nachholende Ausbildung zu motivieren, stellt europaweit eine große Herausforderung dar.

 

Ähnlich wie in anderen europäischen Ländern sind jedoch auch in Österreich rund 60 % der gering qualifizierten Erwachsenen berufstätig. Ihre Arbeitsplätze sind stärker bedroht als die ihrer qualifizierten KollegInnen, unter anderem aufgrund der fortschreitenden Digitalisierung. Am Ort ihrer Erwerbsarbeit sind sie jedoch gut für Weiterbildungen erreichbar. Weiterbildungen am Arbeitsplatz senken die Einstiegshürden der Lernenden. Unternehmen sind dabei interessierte Partner – so die aktuelle These.

 

Was lässt Basisbildung am Arbeitsplatz gelingen?

 

Im September 2016 fand eine Online-Diskussion auf EPALE zum Thema „Basisbildung am Arbeitsplatz“ statt. Sie wurde vom Netzwerk EBSN organisiert und von MitarbeiterInnen des deutschen Büro für berufliche Bildungsplanung moderiert. Ausgangspunkt waren die Gelingensindikatoren für die Implementierung arbeitsplatzorientierter Basisbildungsangebote, die im Projekt Straighten Basic Skills erarbeitet wurden. Die Diskussion zeigte vor allem Folgendes:

 

Basisbildung am Arbeitsplatz braucht maßgeschneiderte Angebote mit sehr konkretem Arbeitsplatzbezug. Unternehmen müssen erst überzeugt werden, und zwar in ihrer eigenen Sprache. Dabei genügen Evidenzen oft nicht, sondern eine Kostenübernahme für die Lernangebote ist nötig. In manchen Projekten wird den Unternehmen sogar die ausfallende Arbeitszeit der Lernenden abgegolten.

 

Auch zeigte die Erfahrung aus vielen Projekten, dass viel Öffentlichkeitsarbeit, Netzwerkarbeit und Kontaktpflege nötig ist, um das betriebliche Feld für Basisbildungsangebote zu erschließen. Ein weiterer wesentlicher Erfolgsfaktor sind Schlüsselpersonen wie Betriebsräte oder "BetriebskontakterInnen" als Schnittstellen zwischen Betrieben und Bildungsanbietern. BasisbildnerInnen mit einer spezifischen Ausbildung sind wesentlich, aber bei weitem nicht überall im Einsatz.

 

T ABA als Antwort auf spezifische Kompetenzanforderungen

 

In Österreich wurden von April 2016 bis Februar 2017 erstmals TrainerInnen speziell für Basisbildung am Arbeitsplatz ausgebildet. Der Lehrgang „T ABA“ vermittelte ErwachsenenbildnerInnen das nötige Knowhow, um Basisbildung direkt in Betrieben oder in einem anderen berufsrelevanten Kontext umzusetzen.

 

Zu den Aufgaben von BasisbildnerInnen in und mit Betrieben gehört es, die Anforderungen der Unternehmen zu identifizieren, die vorhandenen Kompetenzen der MitarbeiterInnen zu analysieren, gemeinsam Lernziele zu vereinbaren und Lernangebote mit den MitarbeiterInnen umzusetzen. Dabei werden in österreichischen Angeboten die Prinzipien für Basisbildungsangebote berücksichtigt, die im entsprechenden Programmplanungsdokument für das Förderprogramm „Initiative Erwachsenenbildung“ festgeschrieben sind. Konkret bedeutet das eine hohe TeilnehmerInnen-Orientierung, die Förderung von Autonomie und Reflexion der Lernenden, und auch eine wissenskritische Haltung in Lernangeboten. In der betrieblichen Weiterbildung ist das nicht ganz selbstverständlich.

 

Berufsbildung und Basisbildung im Erfahrungsaustausch

 

Eine Besonderheit des T ABA-Lehrgangs war auch die Zusammensetzung der TeilnehmerInnen. Teilgenommen haben nämlich TrainerInnen aus der beruflichen Bildung einerseits und erfahrene BasisbilderInnen andererseits. Nach einem gemeinsamen Einstiegsmodul wurde der Lehrgang geteilt: die BerufsbildungstrainerInnen erwarben Knowhow zur Basisbildung, während sich die BasisbildnerInnen mit berufsbildungsrelevanten Inhalten vertraut machten. Tools zur Anforderungsanalyse, zur Kompetenzanalyse und zur Lernzielplanung waren Inhalte für beide Gruppen. In einer Praxisphase wurden berufsspezifische Jobprofile identifiziert, entsprechende Kompetenzkataloge erarbeitet und Hospitationen durchgeführt. Der gegenseitige Austausch der beiden Lernendengruppen erwies sich dabei als besonders fruchtbar.

 

Die Eckdaten

 

Die „Trainer/-innenausbildung für Basisbildung am Arbeitsplatz“ (T ABA) wurde mit einem eigens entwickelten Curriculum pilotiert und von April 2016 bis Februar 2017 in Linz und Innsbruck erstmals durchgeführt. Träger der Ausbildung T ABA waren das BFI Oberösterreich in Kooperation mit dem BFI Kärnten, dem BFI Tirol und dem Institut für Berufs- und Erwachsenenbildungsforschung an der Johannes-Kepler-Universität Linz. Der Pilotlehrgang war kostenfrei, umfasste 160 Unterrichtseinheiten und fand mit 16 TeilnehmerInnen berufsbegleitend statt. Ende Mai 2017 beginnt in Kärnten die zweite Ausbildung dieser Art (siehe Link zum Lehrgangsfolder).

Weitere Informationen:

 

 

Quelle: EPALE E-Plattform für Erwachsenenbildung in Europa,
red. bearb. u. erg.

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