Freies Radio Salzkammergut: "IMMER IST IRGENDWAS"
Für besondere Verdienste in Sachen politischer Bildung und demokratischer Praxis erhielt das Freie Radio Salzkammergut den Demokratiepreis der Margaretha-Lupac-Stiftung. Der Verein betreibt einen freien Radiosender, unter breiter beispielhafter Beteiligung von haupt- und ehrenamtlichen MitarbeiterInnen. Das Programm wird von Menschen aus allen gesellschaftlichen Bereichen gestaltet, die mit ihren individuellen Beiträgen ein breites Spektrum darstellen, das stellvertretend für das Leben im Salzkammergut steht.
"Der Verein Freies Radio Salzkammergut engagiert sich seit 19 Jahren für Mitsprache und Teilhabe der Zivilgesellschaft in Form von Sendezeit, Ausbildungsmaßnahmen zu Toleranz und interkulturellem Respekt und setzt sich für die Integration von Minderheiten und marginalisierten Gruppen ein." – so die Begründung der Margaretha-Lupac-Stiftung für die Preisverleihung in einer Presseaussendung.
Auszeichnung galt insbesondere zwei herausragenden Projekten
Ausschlaggebend für die Auszeichnung war laut Vorstandsmitglied Christian Kloyber die Einreichung der Publikation "IMMER IST IRGENDWAS – 15 Jahre Freies Radio Salzkammergut. Eine mündliche Überlieferung". Dazu wurde eine Oral History erstellt, für die 70 Personen in über 100 Interviews zu unterschiedlichen Themenstellungen über die Geschichte des Radiosenders befragt wurden.
Die Sendereihe "Pangea Lingua - auf den Spuren der Mehrsprachigkeit im Salzkammergut" befasste sich über zwei Jahre hinweg mit rund 160 Menschen und ihren Muttersprachen. Aus dieser Initiative entstanden zahlreiche Radiosendungen, die mit Sprachkursen und Fortsetzungsgeschichten gefüllt waren.
Freie Radios als demokratische Ergänzung
Vorstandsmitglied Christian Kloyber, gleichzeitig Leiter des Bundesinstituts für Erwachsenenbildung (bifeb), äußert sich in seinem Beitrag zum Buchprojekt "IMMER IST IRGENDWAS" (2014) zum Bildungsauftrag der freien Radios. Er stellt fest, dass das Freie Radio keine Alternative, sondern eine demokratische Ergänzung zum öffentlich – rechtlichen Rundfunk darstellt und nach wie vor eine hohe Aktualität in unserer Gesellschaft besitzt.
Er konstatiert weiter: "Radio - Freies Radio - ist nicht veraltet, sondern ein höchst aktuelles, terrestrisches Radio, ein lokalisierbares topographisches Radio, und eine digitale Stimme nicht nur in einem 'globalen Dorf' sondern in einer Zivilgesellschaft, die sich ihrer globalen Verantwortung stellt."
Ermutigung durch Weiterbildung
Das Freie Radio Salzkammergut hat laut eigenen Angaben speziell für Kultur- und Bildungseinrichtungen eigene Sendezeiten reserviert, die von ausgebildeten RedakteurInnen oder AktivistInnen aus regionalen Vereinen und Initiativen bespielt werden können. Damit leistet der Verein, der schon zahlreiche Auszeichnungen für seine engagierte Arbeit erhalten hat - u.a. den Radiopreis der Erwachsenenbildung 2014 und 2015 - einen wesentlichen Beitrag zur Erwachsenenbildung und Regionalentwicklung sowie zur Stärkung des demokratischen Bewusstseins.
Interessierte bekommen in einem Radio-Grundkurs wesentliche Kenntnisse vermittelt und werden ermutigt, ihre eigene Sendung zu gestalten. Durch weiterführende Ausbildungsangebote (Stimmtraining, Audio-Schnitt, Beitragsgestaltung, Interviewführung,...) und laufendes Feedback der MitarbeiterInnen des Freien Radios erhalten die SendungsmacherInnen ihre Freude an der Arbeit und entwickeln ihre Kompetenzen weiter.
Förderung der Medien- und Meinungsvielfalt
Der werbefreie Sender wird - laut Angaben der Betreiber - von 200.000 Menschen in Oberösterreich, Salzburg und der Steiermark gehört. 120 SendungsmacherInnen aus der Region gestalten im Wochen- und Monatsrhythmus insgesamt 60 Sendungen.
Der Radiosender bietet seinen HörerInnen tägliche Veranstaltungstipps, ein wöchentliches Infomagazin sowie schwerpunktbezogene Sonderformate. Neben der Möglichkeit, Sendungen und Programme zu gestalten, bietet das Freie Radio auch Übertragungen und Berichterstattung zu regionalen Veranstaltungen wie Festivals und Diskussionsrunden sowie Sendereihen. Das Freie Radio stärkt durch zahlreiche Austauschprojekte mit Radiosendern in Europa und Afrika den interkulturellen Austausch sowie den Know How Transfer in Sachen Hörfunk.
Margaretha-Lupac-Stiftung
Die 1999 verstorbene Margaretha Lupac war langjährige Mitarbeiterin im österreichischen Wirtschaftsverlag und engagierte sich im Zweiten Weltkrieg als Rot-Kreuz-Helferin. Sie hat dem Parlament insgesamt € 1,5 Mio. für eine gemeinnützige Stiftung hinterlassen. Daraus werden seit 2004 alternierend ein Demokratie- und ein Wissenschaftspreis des Parlaments finanziert, der mit jeweils € 15.000 dotiert ist. Ausgezeichnet werden laut Website der Stiftung "…Arbeiten, die das Verständnis für die Grundlagen, die Funktionsweise und die Grundwerte der österreichischen Republik fördern und die dazu beitragen, die Bedeutung von Toleranz im Diskurs über Fragen der Politik, Kunst und gesellschaftlichen Entwicklungen zu vermitteln."
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