„Ö-Cert hat zur Professionalisierung der Erwachsenenbildung beigetragen"
1123 Zertifizierungen in fünf Jahren
In den letzten fünf Jahren gab es 744 Bewerbungen für Ö-Cert , wobei hier die Zweigstellen der sich bewerbenden Organisationen noch nicht hinzugerechnet sind. 380 der Bewerber sind mittlerweile Ö-Cert-Inhaber, mit Zweigstellen gar 1123.
Elke Gruber, Leiterin des Institut für Erziehungs- und Bildungswissenschaft der Universität Graz und Mitglied der Ö-Cert-Akkreditierungsgruppe, führt das positive Echo auf die gute Kooperation mit anderen Qualitätsmanagement-Systemen zurück. „Da gibt es einen regen Austausch und eine gute Gesprächsbasis“, so Gruber.
Etabliert sei Ö-Cert aber nicht nur in der Community der Erwachsenenbildung, sondern auch auf Steuerungsebene. So werde Ö-Cert schon vielfach für europäische Förderanträge als Kriterium herangezogen.
Viele Zertifizierungen in OÖ und in Einrichtungen mit wenig MitarbeiterInnen
Betrachtet man die Verteilung der Ö-Cert-Inhaber gibt es zwischen den Bundesländern große Unterschiede. Die meisten Zertifizierungen gibt es in Oberösterreich mit 273 inklusive Zweigstellen, gefolgt von Wien und Salzburg. Die Steiermark liegt mit 130 Zertifizierungen an fünfter Stelle. Die wenigsten Ö-Cert-Inhaber in Österreich gibt es in Vorarlberg.
Viele Ö-Cert-Bewerber sind kleine Einrichtungen mit maximal fünf MitarbeiterInnen. Deutlich weniger bewerben sich große Einrichtungen (mit bis zu 1000 MitarbeiterInnen) um das Zertifikat. Das spiegelt sich auch im Verzeichnis der Qualitätsanbieter: Von den 380 Ö-Cert-Inhabern sind 163 Einrichtungen mit einer MitarbeiterInnen-Anzahl von höchstens fünf.
Die meisten Ö-Cert-Inhaber sind auch LQW-zertifiziert
Eine Grundvoraussetzung für eine Zertifizierung ist ein bereits vorhandenes Qualitätszertifikat, das von Ö-Cert anerkannt ist. Über welches Zertifikat die Ö-Cert-Inhaber verfügen, ist zwar unterschiedlich, dennoch zeigt sich eine deutliche Verteilung. Die meisten Ö-Cert-Inhaber sind LQW-zertifiziert, gefolgt von ISO 9001 Zertifikaten und dem OÖ-EBQS. Erst nach großem Abstand folgen andere Qualitätssicherungssysteme, wie S-QS, Cert NÖ oder wien-cert.
Schärfung der Definition von Erwachsenenbildung
Gegenstand von Diskussion war in den letzten Jahren vor allem die Definition von Erwachsenenbildungseinrichtungen. Dabei ging es um die Frage, was eine Weiterbildungsorganisation überhaupt ist, was sie gegenüber anderen Organisationen ausmacht, und welche Parameter man ansetzen kann, um sie zu beschreiben.
Intensiv, so Elke Gruber, wurde über das sogenannte Beurteilungsraster diskutiert. Dabei geht es vor allem um die Abgrenzung der Erwachsenenbildung von Angeboten der Therapie, Freizeit, Gesundheit und Esoterik. Produktschulungen, die auch zur Diskussion gestanden sind, wurden letztlich nicht als Erwachsenenbildung eingestuft.
Kriterien nachschärfen, besser informieren, international vernetzen
Große Veränderungen seien bei Ö-Cert derzeit nicht vorgesehen, erzählt Gruber. Vielmehr gehe es um Nachbesserungen und Schärfung. Aktuell ist ein Ziel, den pädagogischen Nachweis, der für Ö-Cert zu erbringen ist, stärker in Richtung eines erwachsenenpädagogischen Nachweises zu positionieren.
Nachbesserungen seien auch bei der Informationsverbreitung notwendig. Trotz der hohen Akzeptanz von Ö-Cert gebe es nach wie vor Informationsbedarf unter den Anbietern. Was Ö-Cert genau ist und wieviel eine Zertifizierung tatsächlich kostet sei vielfach noch unklar. Gruber sieht hier noch Aufholbedarf: „Das muss man noch stärker in die Szene tragen.“
Zukünftig will Elke Gruber eine stärkere internationale Anbindung von Ö-Cert erreichen. „Andere Länder haben ähnliche Vorhaben und Qualitätsmomente. Da denke ich, könnte ein stärkerer internationalerer Austausch stattfinden“.
Ö-Cert als Beitrag zur Professionalisierung der Erwachsenenbildung
Resümierend stellt Elke Gruber fest, dass Ö-Cert zu einem tieferen Verständnis von Erwachsenenbildung beigetragen hat, indem man sich mit Fragen zur Positionierung der Erwachsenenbildung auseinandergesetzt hat. Zudem sei es gelungen, ein Bewusstsein zu schaffen, dass es in Zukunft immer auch um Professionalisierung gehen muss. Dies betreffe nicht nur die Personen, die in der Erwachsenenbildung tätig sind, sondern auch die Strukturen.
Rückblickend sieht Elke Gruber die Entwicklung von Ö-Cert durchaus positiv: „Ö-Cert ist ein äußerst gelungenes Projekt, das aus meiner Perspektive wesentlich zur Qualitätsentwicklung, Qualitätssicherung und Professionalisierung in der Erwachsenenbildung beigetragen hat.“
Über Ö-Cert
Ö-Cert ist eine Kooperation des BMB mit den Ländern auf Basis einer Artikel 15a Vereinbarung nach dem Bundes-Verfassungsgesetz. Dabei handelt es sich um ein überregionales Modell zur Anerkennung von qualitätssichernden Maßnahmen der Erwachsenenbildungsorganisationen.
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