"Lasst die Feinde links liegen, bildet Allianzen mit euren Freunden"

02.12.2016, Text: Karin Kulmer (seit 2023: Karin Lamprecht), Redaktion/CONEDU
Die Aufzeichnung des wEBtalks mit dem Titel "Muss Demokratie gelernt werden?" ist nun auf erwachsenenbildung.at verfügbar.
Ist unsere Demokratie einsturzgefährdet?
Bild: CC BY Marlene Schretter
Was ist Demokratie? Was gilt es zu lernen? Wie steht die Erwachsenenbildung, die historisch ja auch immer einen politischen Aspekt enthielt, zu den großen Fragen unserer Zeit? Ausgehend von diesen Fragestellungen diskutierten Edgar Forster (Universität Freiburg), Stefanie Wöhl (FH des BFI Wien) und Stefan Vater (VÖV) am 8. November 2016 im Rahmen des wEBtalk von erwachsenenbildung.at. Die Aufzeichnung in gekürzter Fassung kann nun online nachgesehen werden.

 

Auslagerung politischer Entscheidungen als Problem der Demokratie

Stefanie Wöhl griff ihren kürzlich veröffentlichten Artikel in "Aus Politik und Zeitgeschichte" der Bundeszentrale für Politische Bildung in Deutschland auf und thematisierte die Auslagerung politischer Entscheidungen an Expertengremien. Politik werde heute nicht mehr nur in Parlamenten besprochen, sondern tendiere eher dazu, Entscheidungen abzunicken. Vieles passiere hinter verschlossenen Türen, eine öffentliche Debatte unter Einbindung der Bevölkerung sei dadurch nicht mehr möglich. "Um demokratisch partizipieren zu können, muss man jedoch Zeit haben, an Diskussionen teilzunehmen", so Wöhl.

 

Wie die Erwachsenenbildung politisch mobilisieren kann

"Was bedeutet es heute, solidarisch zu sein?", fragte Edgar Forster in seinem Diskussionsbeitrag, "und inwiefern ist das eine Sache für Bildungseinrichtungen?" Bildung heiße, Erfahrungen zu machen, die eine Person verändern, insofern seien Bildungserfahrungen immer auch politische Erfahrungen im weiteren Sinn. Man solle wieder Fragen stellen wie z.B. "Wie wollen wir überhaupt leben?", meinte Forster. Theoriearbeit müsse viel unmittelbarer mit politischen Fragen verknüpft werden, so könne Bildung aktiv gestaltet werden.

 

Rahmenbedingungen schränken Miteinander ein

Stefan Vater merkte an, dass auch die Rahmenbedingungen auf Universitäten und in Erwachsenenbildungseinrichtungen einer politischen Beteiligung nicht unbedingt förderlich seien. "Wenn es außer den Hörsälen und Seminarräumen keine Sitzplätze gibt, wird das Miteinander immer weiter eingeschränkt." Auch die knappen Zeitpläne seien nicht unbedingt partizipations- und diskursfördernd.

 

Allianzen bilden, Veränderungen beginnen

Angesichts der oftmals frustrierenden Erfahrungen in gegenwärtigen Demokratien schlug Edgar Forster in seinem Schlussplädoyer vor, gegenläufigen Meinungen nicht zu viel Aufmerksamkeit zukommen zu lassen. "Lass die Feinde links liegen, bilde Allianzen mit deinen Freunden, versuche das zu stärken und mach etwas anderes", zitierte Forster zwei Vordenker der Entkolonialisierung, Aimé Cesaire und Frantz Fanon. Damit beginne man eine Veränderung, die nachhaltig wirke.

 

wEBtalks: Fachlich am Laufenden bleiben

wEBtalks sind das interaktive Online-Format von www.erwachsenenbildung.at. ExpertInnen teilen ihr Wissen dabei in Form eines kurzen Impulses, eingeladene Fachleute tragen zur Diskussion bei. Das Online-Publikum ist eingeladen, im Chat Fragen zu stellen und mitzudiskutieren. Die Teilnahme am wEBtalk ist kostenlos und steht allen Interessierten offen.

Weitere Informationen:

 

 

Die Veranstaltung "wEBtalk: Muss Demokratie gelernt werden?" wurde gefördert aus Mitteln der Österreichischen Gesellschaft für Politische Bildung (ÖGPB) und des Bundesministeriums für Bildung (BMB).

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