Bildungsberatung: neue Anforderungen verlangen neue Angebote
Muttersprachliches Angebot fördert Orientierung
Vielfalt durch Migration ist eine der aktuellen Herausforderungen unserer Gesellschaft. Das Projekt BACH begegnet ihr mit einem muttersprachlichen Angebot. "Wie geht es nach dem Deutschlernen weiter?" ist laut Autorin Irmgard Henrich eine Frage, die neu angekommene Menschen sich oft stellten. Ihnen helfe das mehrsprachige Angebot, sich willkommen, verstanden und gut aufgehoben zu fühlen. Die muttersprachlichen BeraterInnen brächten zudem Kenntnisse über das Schulsystem und Berufe in den Herkunftsländern mit. Das helfe, kulturellen Missverständnissen vorzubeugen und die Qualifikationen der Ratsuchenden besser einzuschätzen.
Digitale Beratung zeigt Mitmach-Kultur auf
Annette Jochumsen beschreibt in ihrem Beitrag ein kostenloses, digitales Bildungsberatungsangebot namens "eVejledning" aus Dänemark, das seit 2011 besteht. Dabei beraten eBeraterInnen per Chat, E-Mail, Telefon, aber auch über Facebook, Webinare und Webforen. Auch die Organisation von eVejledning ist überwiegend virtuell aufgebaut. Die Resultate können sich sehen lassen: seit Januar 2011 nahmen über 307.000 Ratsuchende das Online-Angebot in Anspruch, BeraterInnen haben im Schnitt 25 Beratungskontakte pro Tag. Das digitale Angebot macht auch die Mitmach-Kultur der jüngeren Generation sichtbar, schreibt Jochumsen, "Kommunikation ist jetzt Kollaboration - formale und informelle Beratung vermischen sich".
Niederschwellige Angebote machen Lust auf Bildung
Es gibt Menschen, die bislang kaum an Bildungsberatung teilnehmen. Wie man sie durch niederschwellige Angebote besser erreichen kann, erläutert Erika Kanelutti-Chilas anhand eigener Untersuchungen. Niederschwelligkeit könne nur durch eine Vielfalt an Formaten und Zugängen erreicht werden. Oft gelinge der Einstieg beispielsweise über Gruppenberatungen, aus denen sich persönliche Gespräche ergeben. Offene Formate, die Regelmäßigkeit der Aktivitäten sowie eine gute Kooperation der BildungsberaterInnen mit Peers und Brückenmenschen helfen laut der Autorin dabei, Berührungsängste abzubauen und Lust auf Bildung zu machen.
Wissen aus Beratungen kann der Bildungspolitik nutzen
Das Pilotprojekt "Bildungsberatungs-Radar" der Bildungsberatung Oberösterreich und ihrer Partner zeigt: Bildungsberatung kann zum politischen Akteur werden, indem die Richtung der Beratung umgedreht wird. In Beratungen werden nämlich oft Probleme und Barrieren thematisiert. Beispielsweise können hinderliche Förderrichtlinien oder aufeinander aufbauende Voraussetzungen einer erfolgreichen Bildungsteilnahme im Weg stehen. Im Projekt sammeln BildungsberaterInnen Fälle, in denen Barrieren für Bildungsteilnahmen sichtbar werden, und dokumentieren diese gemeinsam mit relevanten Gesetzen, Richtlinien oder Forschungsergebnissen auf einer Wissensplattform. Die gesammelten Fälle werden anschließend analysiert und Empfehlungen für Politik, Verwaltung oder auch Bildungsanbieter abgeleitet.
Fachmedium und aktuelle Online-Information
Magazin erwachsenenbildung.at (Meb) ist das Fachmedium für Forschung, Praxis und Diskurs der österreichischen Erwachsenenbildung. Es wird vom Bundesministerium für Bildung (BMB) gemeinsam mit dem Bundesinstitut für Erwachsenenbildung (bifeb) dreimal jährlich herausgegeben und vom Verein CONEDU redaktionell koordiniert. Alle eingereichten Artikel durchlaufen ein Review von ExpertInnen. Das aktuelle Magazin erscheint parallel zur kostenlosen Online-Ausgabe auf https://erwachsenenbildung.at/magazin auch im BoD-Verlag und ist als Druckausgabe zum Selbstkostenpreis von EUR 12,40 oder als E-Book für weniger als 1 Euro erhältlich.
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