OECD-Studie: Bildung auf einen Blick 2016 aus österreichischer Sicht

06.10.2016, Text: Lucia Paar, Redaktion/CONEDU
Der diesjährige Bildungsbericht gibt Einblicke in die Angebotslandschaft der Erwachsenenbildung, die Bildungsabschlüsse Erwachsener und die Weiterbildungsteilnahme. Österreich liegt dabei nicht immer im Durchschnitt.
Der OECD-Bericht 2016 liefert interessante Ergebnisse für Österreich
Bild: CC0 pixabay/Lalmch
Der kürzlich erschienene Bericht der OECD "Bildung auf einen Blick 2016" liefert relevante Informationen über den Stand der Bildung und den Zustand von Bildungssystemen auf der ganzen Welt. Auch zur Erwachsenenbildung liegen interessante Daten vor. So nutzen Weiterbildungs-TeilnehmerInnen in Österreich Bildungseinrichtungen am häufigsten von allen OECD-Ländern als Informationsquelle für Fortbildungen. Die Bildungseinrichtungen sind hierzulande außerdem größter Anbieter nicht-formaler Weiterbildung.

 

Internet als häufigste Informationsquelle für Weiterbildung 

 

Informationen zu formalen und nicht-formalen Weiterbildungsmöglichkeiten werden über verschiedene Kanäle verbreitet. Das Internet wird von Weiterbildungs-TeilnehmerInnen in allen Ländern am häufigsten als Informationsquelle für Fort- und Weiterbildungsangebote genannt, mit Ausnahme des Vereinigten Königreichs, dort werden die Arbeitgeber am öftesten angegeben. 

 

Die Bildungseinrichtungen selbst dienen im OECD-Durchschnitt nur einem Viertel der Teilnehmenden als Informationsquelle. Diesbezüglich liegt Österreich weit über dem Durchschnitt. 39% der Teilnehmenden an formaler und nicht-formaler Weiterbildung geben hier an, Bildungseinrichtungen als Informationsquelle zu nutzen. Dies ist der höchste Wert innerhalb der Vergleichsländer. 

 

Bildungseinrichtungen in Österreich als größte Anbieter nicht-formaler Weiterbildung

 

Die Erwachsenenbildung zeichnet sich durch viele unterschiedliche Anbieter von nicht-formaler Weiterbildung aus. Im Durchschnitt der OECD-Länder führen mit 32% die Arbeitgeber am häufigsten nicht-formale Weiterbildungen durch, dicht gefolgt von Bildungseinrichtungen mit 31%. 

 

In Österreich stellen mit 38% die Bildungseinrichtungen die meisten Angebote nicht-formaler Weiterbildung. Zweitgrößter Anbieter sind die Arbeitgeber. Danach folgen Arbeitsmarkteinrichtungen wie beispielsweise Arbeitgeberverbände, Handelskammern und Gewerkschaften und nur 9% der Angebote erfolgen durch zivilgesellschaftliche Organisationen. Österreich gehört somit zu dem Drittel der OECD-Länder, bei denen Bildungseinrichtungen die größten Anbieter von nicht-formaler Weiterbildung sind. In ca. der Hälfte der OECD-Länder spielen hingegen die Arbeitgeber die größte Rolle in der Anbieterlandschaft. 

 

Weiterbildungsteilnahme abhängig von Kompetenz und Bildungsabschluss

 

In den PIAAC-Teilnahmeländern aus dem Jahr 2012 nehmen im Durchschnitt ca. die Hälfte aller Erwachsenen innerhalbe eines Jahres an formaler und/oder nicht formaler Fort- und Weiterbildung teil, in Österreich sind es knapp weniger als die Hälfte. In Neuseeland ist die Teilnahme mit 68% am höchsten, dicht gefolgt von Finnland, Dänemark und Schweden. 

 

Die Teilnahmequote von Männern und Frauen unterscheidet sich in den meisten OECD-Ländern kaum. Auch in Österreich ist der Unterschied gering, so ist der Anteil der teilnehmenden Männer nur knapp höher als der Anteil teilnehmender Frauen. 

 

Erwachsene mit höherem Kompetenzniveau bzw. hohem Bildungsstand nehmen häufiger an formaler und nicht formaler Fort- und Weiterbildung teil. So ist die Wahrscheinlichkeit einer Teilnahme bei Erwachsenen mit Tertiärabschluss 2,7-mal höher als bei Erwachsenen mit einem Abschluss unter dem Sekundarbereich II. Liegt sowohl ein hohes Kompetenzniveau als auch ein hoher Bildungsabschluss vor, wird dieser Effekt noch verstärkt. 

 

Österreich: Wenig junge Erwachsene ohne Abschluss im Sekundarbereich II 

 

Innerhalb der letzten Jahrzehnte ist der Anteil der Erwachsenen, die über keinen Abschluss im Sekundarbereich II verfügen in den meisten OECD-Ländern zurückgegangen. In Österreich haben 10% der 25- bis 34-Jährigen keinen Abschluss im Sekundarbereich II. Das liegt unter dem OECD-Durschnitt von 16%, wobei in den meisten OECD-Ländern Männer schlechtere Abschlussquoten erreichen. 

 

In der Mehrheit der OECD-Ländern ist der Anteil der Personen, die keinen Abschluss in diesem Bereich haben, bei Männern höher als bei Frauen. In Österreich hingegen ist diesbezüglich der Anteil der 25- bis 34-Jährigen Frauen mit 11% etwas höher als der Anteil der gleichaltrigen Männer mit 9%.

 

Berufsbildende Abschlüsse bilden die Mehrheit im Sekundarbereich II

 

Ein Abschluss im Sekundarbereich II bzw. eines postsekundären, nicht tertiären Abschlusses ist noch immer der höchste erreichte Abschluss der meisten 25- bis 64-Jährigen aller OECD-Länder. Anders sieht das bei den jüngeren Erwachsenen (zwischen 25 und 34 Jahren) aus. Diese haben in vielen OECD-Ländern bereits mehrheitlich studiert. 

 

In Österreich hingegen haben knapp mehr als die Hälfte der jungen Erwachsenen einen Abschluss im Sekundarbereich II als höchsten Bildungsabschluss. Auffallend ist dabei die Stellung der berufsbildenden Abschlüsse. Denn in Österreich liegt dieser Anteil bei 43%, der Anteil allgemeinbildender Abschlüsse hingegen nur bei 8%. Nur Deutschland und die Slowakei haben von den OECD-Ländern einen höheren Anteil an berufsbildenden Abschlüssen im Sekundarbereich II.

 

Bachelor ist häufigster Tertiärabschluss im OECD-Durschnitt, in Österreich der seltenste

 

In den letzten Jahrzehnten wurde der Tertiärbereich stark ausgeweitet. So verfügen im Durchschnitt der OECD-Länder bereits 42% der 25- bis 34-Jährigen über einen tertiären Bildungsabschluss. Bei den 25- bis 64-Jährigen sind es 36%. Österreich liegt beim Anteil der 25-bis 64-Jährigen mit Tertiärabschluss etwas unter dem OECD-Durchschnitt. 

 

Im Mittel aller OECD Staaten ist ein Bachelor- oder gleichwertiger Abschluss der häufigste im Tertiärbereich in der Altersgruppe der 25- bis 64-Jährigen. In Österreich ist dieser Abschluss mit 3% der geringste im Vergleich zu anderen Tertiärabschlüssen. Am häufigsten sind hier kurze tertiäre Bildungsgänge vertreten (15%), gefolgt von Master- oder gleichwertigen Abschlüssen (12%). 

 

Den größten Anteil der AbsolventInnen im Tertiärbereich bilden im OECD-Durschnitt auf allen Bildungsstufen Frauen, mit Ausnahme der Promotions- oder gleichwertiger Bildungsabschlüsse. In Österreich gibt es gesamt etwas mehr Männer mit Tertiärabschluss (32% zu 29% bei den Frauen). Die einzelnen Bildungsstufen sind annährend gleich verteilt, lediglich bei den kurzen tertiären Bildungsgängen schließen mehr Männer als Frauen ab (17% zu 13%).

 

Bildung auf einen Blick - jährliche Studie der OECD

 

Die jährlich erscheinende OECD-Studie "Bildung auf einen Blick" bietet einen Überblick über die Bildungssysteme in den 35 Ländern der OECD und einigen Partnerländern. Ihr Ziel ist es, die weltweiten Fortschritte im Bildungsbereich zu messen und zu evaluieren. So liefert sie auch 2016 Informationen über Bildungsstand, Bildungszugang, -beteiligung und -verlauf, die in Bildung investierten Ressourcen sowie das Lernumfeld und die Organisation von Schulen. Die Daten beziehen sich großteils auf Schul- und Ausbildung, einzelne Kapitel sind aber auch insbesondere für die Erwachsenenbildung relevant, etwa jenes zur Teilnahme an Weiterbildung. 

 

Bildungspolitische Arbeit der OECD

 

Die internationale Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD) umfasst 35 Mitgliedsländer und hat ihren Sitz in Paris. Grundgedanke der Organisation ist, die Politik zu unterstützen, um das wirtschaftliche und soziale Wohlergehen der Menschen auf der ganzen Welt zu verbessern. In ihrer bildungspolitischen Arbeit stehen vor allem die Förderung leistungsfähiger Bildungssysteme und der damit verbundene ökonomische Nutzen für Individuen und Gesellschaft im Vordergrund. Neben "Bildung auf einen Blick" zählen PISA (über die Kompetenzen von SchülerInnen) und PIAAC (über die Kompetenzen von Erwachsenen) zu den bekanntesten Untersuchungen der OECD.

Weitere Informationen:

 

Quelle: EPALE E-Plattform für Erwachsenenbildung in Europa

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