Buch: Fragen als Werkzeug in Trainingssituationen

23.08.2016, Text: Karin Kulmer (seit 2023: Karin Lamprecht), Redaktion/CONEDU
Eine jüngst erschienene Publikation beschäftigt sich mit dem Einsatz von Fragen in Trainings und Moderationen.
Fragen in Trainings und Moderationen gezielt einsetzen
Foto: CC-BY CONEDU/Kulmer
Es gibt wohl kaum eine Trainingssituation, die ohne Fragen auskommt. Fragen - von der TrainerIn an die TeilnehmerInnen oder umgekehrt - können Unklarheiten aus dem Weg räumen, Denkprozesse anregen oder Menschen zur kritischen Auseinandersetzung mit ihren eigenen Annahmen ermuntern. "Fragen können Wege ebnen - oder aber ins Nichts führen - dann verfehlen sie ihre Kraft", so formulieren es Amelie Funcke und Axel Rachow im Vorwort zu ihrer "Fragen-Kollektion". Die 2016 im managerSeminare Verlag erschienene Publikation stellt 48 Fragen für den Einsatz in Trainings und Moderationen vor. Neben Einzelfragen für verschiedene Trainingssituationen sind auch Fragekombinationen und spielerische Methoden Gegenstand des Buches.

Die fragende Haltung als Basis für wirkungsvolles Fragen
Unerlässlich für gelungene Trainings oder Moderationen ist den AutorInnen zufolge die sogenannte "fragende Haltung". Diese beschreiben sie als eine ehrliche, wertschätzende Grundhaltung, die von Empathie und Vertrauen in das Gegenüber bzw. in die Gruppe getragen wird. Als Fragende/r sollte man sich vorab im Klaren sein, was man mit der Frage bewirken möchte, und genügend Zeit für überlegte Antworten einplanen.

Funcke und Rachow haben ein Schema namens PAKKO (persönlich, aktivierend, konkret, kurz, offen) entwickelt, womit sie überprüfen, ob eine Frage für den jeweiligen Kontext geeignet ist. Anhand des Beispiels "Ihre Besprechungen - Was müssen Sie verändern?" erklären sie das Schema folgendermaßen:

  • Persönlich: Nicht irgendeine, sondern z.B. Ihre Besprechung; nicht irgendwer, sondern Sie verändern.
  • Aktivierend: Verändern beinhaltet Aktivität.
  • Konkret: Nicht irgendetwas verändern, sondern z.B. Ihre Besprechungen verändern.
  • Kurz: Die Formulierung ist kurz und knackig.
  • Offen: Die Frage fächert auf, erlaubt vielfältige Antwortmöglichkeiten.


Fragen, die abholen, vorausschauen oder konkretisieren
Fragen sollen einfach sein, schreiben die AutorInnen im Vorwort, das humorvoll in Form von Fragen und Antworten gestaltet ist. Die vorgestellten Fragen sind auf den ersten Blick überraschend unspektakulär, die Formulierungen dennoch wohlüberlegt. So sollten etwa "Warum-Fragen" vermieden werden, da sie vielfach negativ besetzt sind, so Funcke und Rachow. Geeigneter sei es, das "Warum" durch ein "Wie" zu ersetzen und so im Kopf des Gegenübers fließendere Denkmuster auszulösen.

Die Fragen sind nach ihrer Wirkung in sieben grobe Kategorien wie beispielsweise "Fragen, die zurückgreifen" oder "Fragen, die kreatives Denken anregen" eingeteilt. Innerhalb dieses Schemas beschreiben die AutorInnen jede Frage detailliert mit deren Wirkung, Einsatzgebiet und verwandten Fragestellungen.

"Mit welchen Gedanken und Gefühlen kommen Sie hier hin?"
Eine Frage, die einen guten Start ermöglichen soll, ist die Frage nach den Gedanken und Gefühlen der TeilnehmerInnen am Beginn eines Trainings. Bewusst zielt sie nicht auf die Erwartungen der TeilnehmerInnen - denn das würde unterschwellig signalisieren, dass die Veranstaltung diese exakt erfüllen soll. Stattdessen ist die Frage offen gestellt und ermöglicht individuelle und auch unkonventionelle Antworten. So antwortete einer von Rachows und Funckes TeilnehmerInnen, er verstehe noch nicht ganz, weshalb seine Chefin ihn zu diesem Seminar geschickt habe. Solche Zusatzinformationen können der Trainerin oder dem Trainer bei der weiteren Veranstaltungsplanung helfen.

"Was genau möchten Sie verändern?"
Wenn es darum geht, Ideen zu konkretisieren, schlagen die AutorInnen vor, detailliert nach Veränderungswünschen zu fragen. Das Wort "genau" ist dabei zentral: es verlangt nach konkreten Lösungsansätzen statt einer oberflächlichen Problembeschreibung. Die Frage bietet sich für Teamsitzungen oder Besprechungen an, bei denen es um die Veränderung einer Situation geht. Der/Die ModeratorIn kann die Antworten des Gegenübers paraphrasieren oder visualisieren, um eine möglichst konkrete Vorstellung des Änderungswunsches abzubilden.

Die AutorInnen
Amelie Funcke ist Moderatorin, Beraterin und Trainerin und war lange im Theaterbereich tätig. Seit 2002 publiziert sie mehrere Bücher über Trainingsmethoden und Moderationstools. Axel Rachow ist Diplom-Sozialpädagoge, Erwachsenenbildner, Trainer und Autor und beschäftigt sich vor allem mit kreativen Methoden für Lernsituationen, Präsentationen und Veranstaltungen.

Funcke, Amelie und Rachow, Axel (2016): Die Fragen-Kollektion. Was ist Ihre Lieblingsfrage? Einfache und raffinierte Fragen für Moderation und Training. Bonn: managerSeminare Verlag. 208 S., €29,90, ISBN 978-3-95891-014-0

Weitere Informationen:

 

Hinweis: Dieser Beitrag beruht auf der Lektüre eines Rezensionsexemplars, das vom Verlag kostenlos zur Verfügung gestellt wurde.

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